17. Januar 2017
Definition Private Equity
Private Equity

Definition Private Equity: Beteiligungskapital für Anteile an Unternehmen

Wie definiert sich Private Equity und welche Möglichkeiten bietet es für Investoren? Wir geben einen Überblick über Private Equity als Beteiligungskapital.

Der Begriff „Private Equity″ definiert sich als Beteiligungskapital, das von privaten und institutionellen Anlegern investiert wird, um zum Zwecke der Renditeerzielung (in der Regel) außerbörslich Anteile an Unternehmen zu erwerben.

Der Erwerb der Anteile erfolgt über spezielle Akquisitionsgesellschaften (sog. NewCos), deren Beteiligung an den Zielunternehmen auf einen gewissen Zeitraum angelegt ist.

Finanzinvestoren: Private Equity als Anlage auf Zeit mit maximaler Rendite

Investoren, die Unternehmen Kapital zur Verfügung stellen, lassen sich in zwei Kategorien einteilen: In Finanzinvestoren und strategische Investoren.

Finanzinvestoren sind klassische Private Equity-Gesellschaften, deren Investitionsstrategie ein in Abhängigkeit von verschiedenen Faktoren höherer oder weniger hoher Einsatz von Fremdkapital und ein zumeist kurz- bis mittelfristiger Anlagehorizont (etwa 5 – 10 Jahre) ausmachen. Ein möglichst hoher Cash-Flow der Zielgesellschaft zur Tilgung der Verbindlichkeiten aus der Akquisitionsfinanzierung (Leverage-Effekt genannt) sowie die Steigerung des Unternehmenswertes der Zielgesellschaften sind ihr oberstes Ziel, um bei einem Exit die optimale Rendite zu erzielen.

Das von den Finanzinvestoren eingesetzte Kapital wird ihnen regelmäßig von institutionellen Anlegern wie Pensionskassen, Banken und Versicherern, aber auch von privaten Anlegern wie Stiftungen und vermögenden Familien bereitgestellt. Institutionelle Anleger werben Geld bei ihren Kunden oder Mitgliedern ein und investieren es mit Hilfe von Beteiligungsgesellschaften auf dem Kapitalmarkt. Finanzinvestoren erwerben mit den Mitteln der Anleger Anteile an Unternehmen, deren Wachstums- und Gewinnprognose, auch aufgrund des Mittelzuflusses durch die Private Equity-Gesellschaften, im Investitionszeitraum positiv bewertet wird.

Da das Geschäftsmodell der Finanzinvestoren in der Regel auf den Exit, also den Verkauf des Zielunternehmens, angelegt ist, stehen für Finanzinvestoren die Steigerung der Wirtschaftlichkeit des jeweiligen Zielunternehmens und die Verbesserung der operativen Abläufe, aber auch die strategische Fortentwicklung im Vordergrund (beispielsweise durch Zukäufe oder das Erschließen neuer Märkte). Finanzinvestoren übernehmen in aller Regel keine operative Verantwortung, überlassen die Führung der Zielunternehmen also professionellen Managern, die häufig als Mitgesellschafter am Erfolg der Zielunternehmen beteiligt werden. Finanzinvestoren beschränken sich meist auf die Mitentscheidung bei wichtigen wirtschaftlichen Entscheidungen, sie stehen dem Managementteam bei operativ und strategisch wichtigen Entscheidungen als Sparringspartner zur Verfügung.

Strategische Investoren: Private Equity zur Stärkung der eigenen Marktposition

Strategische Investoren kommen im Gegensatz zu Finanzinvestoren meist aus dem näheren Marktumfeld des Zielunternehmens. Sie sind zumeist Kunden, Lieferanten oder Wettbewerber der Zielunternehmen, die ihr eigenes Geschäft durch ein geeignetes Investment (zur Verdrängung eines Wettbewerbers, Erzielung von Synergien, Erweiterung des eigenen Produktportfolios oder der Marktdurchdringung, Hinzugewinnung von Know-how etc.) zu stärken beabsichtigen.

Strategische Investoren haben einen langfristigeren Anlagehorizont als Finanzinvestoren. Ihre Strategie ist nicht auf einen Exit, sondern auf den Verbleib im Zielunternehmen ausgelegt. Aus diesem Grund bringen sich strategische Investoren regelmäßig in das operative Geschäft des Zielunternehmens ein und wirken – zur Verfolgung eigener geschäftspolitischer Ziele – aktiv bei der Unternehmensplanung und -führung mit.

Vor dem Hintergrund rekordhoher Bewertungen suchen Private Equity Investoren nach alternativen Deal-Strukturen und intelligenten Investmentstrategien. Im Rahmen dessen sind beispielsweise auch Co-Investments von strategischen Investoren und Finanzinvestoren möglich.

Sonderform des Private Equity: Venture Capital

Beteiligungskapital wird für eine Vielzahl unternehmerischer Aktivitäten zur Verfügung gestellt. Unterschieden werden kann dabei grob nach der jeweiligen Phase der unternehmerischen Aktivität – vergleichbar einem Lebenszyklus –, in der Kapital einem Unternehmen zugeführt wird.

In der Frühphase investiertes Beteiligungskapital wird aufgrund der mit dem Investment verbundenen Unsicherheit hinsichtlich der späteren Rentabilität als Venture Capital, also als Wagniskapital, bezeichnet. Es stellt eine Sonderform des Private Equity dar.

Investitionen in der Frühphase eines Unternehmens können unterteilt werden in Seed-Finanzierungen, Start-Up-Finanzierungen und frühe Expansions-Finanzierungen. Bei Seed-Finanzierungen wird Beteiligungskapital in einer Phase ausgegeben, in der lediglich eine innovative unternehmerische Idee oder ein Prototyp eines Produktes vorhanden ist. Das Unternehmen befindet sich noch in einer Vorgründungsphase und ein Businessplan ist noch nicht erstellt. In der Start-Up-Phase besteht ein Unternehmen hingegen bereits, es wird aber noch die Markteinführung vorbereitet und wichtige unternehmerische Leitentscheidungen werden getroffen (Aufbau eines Vertriebsnetzes, Eingehen von Kooperationen, Akquisition von Kunden etc.). In der frühen Expansions-Phase hat sich ein Produkt auf dem Markt bereits kurzfristig bewiesen, die Marktposition des Zielunternehmens muss aber noch gefestigt und ausgebaut werden.

Auf dem Markt existieren Beteiligungsgesellschaften, die sich eigens auf die Investition in als riskant geltende Unternehmungen spezialisiert haben (Venture Capital-Gesellschaften). Ihre Investitionsstrategie ist eine andere, als diejenige klassischer Private Equity-Gesellschaften. Sie fokussieren beispielsweise eine Minderheitsbeteiligung an den Zielunternehmen mit weitgehenden Einflussrechten oder versprechen eine stufenweise Finanzierung der Unternehmen bei Erreichung bestimmter Unternehmensziele.

Neben Kapital stellen Venture Capital-Gesellschaften den Zielunternehmen meist auch umfassende unternehmerische Beratung und Unterstützung zur Verfügung. Diese zusätzliche Leistung ist oft mitentscheidend für den künftigen Unternehmenserfolg. Die Zielunternehmen stehen zum Zeitpunkt der Investition noch am Anfang ihrer Unternehmensgeschichte und ihnen fehlen Erfahrungen im Management und bei betriebswirtschaftlichen Entscheidungen.

Während der gesamten Zeit des Investments ist für die Venture Capital-Investoren nicht mit Dividendenzahlungen zu rechnen. Eine lohnende Beteiligung in der Frühphase eines Unternehmens zeigt sich für den Investor daher erst bei der Veräußerung der Beteiligung. Das Prognose-Risiko für den Investor hinsichtlich der späteren Rentabilität seines Investments ist in der Frühphase eines Unternehmens ausgesprochen hoch, gleichfalls hoch ist aber auch die mit dem Investment erzielbare Rendite aufgrund des finanziell günstigen Einstiegs in einer frühen Phase des Unternehmens.

Unsere Beitragsreihe stellt wichtige Aspekte rund um das Thema Private Equity dar. Bereits erschienen ist ein Beitrag zu den Beteiligten und Akteuren einer Private Equity Transaktion und über die Besonderheiten des Private Equity sowie zu den Zahlen und Fakten und der Frage: Private Equity Fonds – Woher kommt das Geld? Zuletzt erschienen sind Beiträge über die Zusammenarbeit mit einem Private Equity Investor, über die Finanzierung von Private Equity Transaktionen, zu den Strategien von Private Equity Gesellschaften, zum Management bei Private-Equity-Transaktionen und die Einbringung von Private Equity Gesellschaften in die Portfoliounternehmen.

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