24. August 2010
Financial Fair Play
Sportrecht

"Financial Fair Play" der UEFA – Fluch oder Segen?

Gemeinsam mit der European Club Association (EAC) hat die UEFA neue Regelungen aufgestellt, um der Kostenexplosion im europäischen Fußball Einhalt zu gewähren. Bei Nichteinhaltung droht ein Ausschluss von den europäischen Wettbewerben. Kern der sog. „Financial Fair Play″-Vorschriften ist der Grundsatz: „Nicht mehr ausgeben als einnehmen.″ Eine Regel, deren Beachtung selbstverständlich sein sollte, die von vielen europäischen Fußball-Clubs allerdings jahrelang mit Füßen getreten worden ist.

Die Sportexperten von Deloitte haben bereits 2008 festgestellt, dass die 20 Clubs der englischen Premier League eine Schuldenlast von insgesamt 2.5 Milliarden Pfund (er)drückt. Der spanische Wirtschaftsprofessor Jose Maria Gay kalkuliert die gesamten Schulden des spanischen Fußballs gar mit 3.5 Milliarden Euro. Auch die Schulden im italienischen Fußball werden immer größer: die 20 Serie-A-Klubs haben nach Angaben der Mailänder Wirtschaftszeitung „Sole 24 Ore″ allein in der Saison 2008/’09 Verluste in Höhe von 369 Millionen Euro geschrieben.

Nach den neuen UEFA-Richtlinien müssen Einnahmen und Ausgaben ab der Saison 2013/’14  in Deckung gebracht werden. Die annehmbare Abweichung der relevanten Ausgaben von den relevanten Einnahmen in einer Berichtsperiode beträgt nur noch 5 Millionen Euro. Eine höhere Abweichung darf nur sehr bedingt durch Finanzspritzen Dritter ausgeglichen werden. Faktisch werden damit auch die Spielergehälter gedeckelt, weil grundsätzlich nur gezahlt werden kann, was ohne Zuschuss von außen zu leisten ist.

„Das Hauptanliegen von Financial Fair Play ist es, das wirtschaftliche Gleichgewicht in den europäischen Wettbewerben zu verbessern und eine langfristige Stabilität im Clubfußball über ganz Europa hinweg sicherzustellen″,

hieß es in einer dazu von der UEFA veröffentlichten Mitteilung. Ein anerkennenswertes Ziel, das sich für viele hoch verschuldete Vereine als Fluch erweisen kann. Für den deutschen Fußball könnte die Initiative der UEFA indes ein Segen sein. Konnten und wollten die deutschen Vereine beim exzessiven Wettbieten ausländischer Clubs um Top-Stars und Talente bisher nicht mithalten, könnte sich die eher konservative Personalpolitik der deutschen Klubs am Ende auszahlen. Uli Hoeneß ist davon überzeugt:

„Die deutschen Klubs könnten die Richtlinien der UEFA schon heute erfüllen – fast alle ausländischen Top-Klubs sind dazu nicht in der Lage. Wenn die UEFA das ernst meint, müsste der deutsche Fußball vor einer blühenden Zukunft stehen.″

Schau’n mer mal…

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