4. Juni 2013
International Kanzleialltag Service

Business in Russia hautnah – Folge 3: Wodka, Banja und Compliance

Business in Russia? Wer denkt da nicht an Wodkagelage und Geschäftsabschlüsse per Handschlag in der russischen Sauna (unter Insidern Banja) im Antlitz eines schweißüberströmten bärtigen Zwei-Zehnter-Mannes. Das Land ist unfassbar groß (48 mal größer als Deutschland) und es wird einige Orte geben, an denen diese Vorstellungen zutreffen. Nach den Untersuchungen von Transparency International belegte Russland 2012 den 133. Platz im Corruption Perception Index.

Aber: Russland kann auch anders! Compliance ist kein Fremdwort mehr. Gerade die russische Elite grenzt sich bewusst ab von intransparentem und auf den persönlichen Vorteil bedachten Geschäftsgebaren. Sie ist hervorragend gebildet und ausgebildet, international erfahren sowie kosmopolitisch eingestellt. Ein Geschäft zu incentivieren, mit Kickbacks zu koppeln oder mit einem Schwall aus Wodka zu besiegeln, käme ihr nicht in den Sinn.

An dieser Stelle sei zum Schutz nicht ganz trinkfester Russlandbesucher auch der Hinweis erlaubt, dass es eine maßlose, aber lieb gemeinte Untertreibung der russischen Sprache ist, bei Wodka von Wässerchen – die deutsche Übersetzung – zu sprechen, wenn gleichzeitig selbiges Getränk traditionell in 100ml-Portionen verabreicht wird, welche – um nicht unhöflich zu gelten – in einem Zug zu leeren sind.

Aber auch anderswo ist man bereit, Compliance Vorfahrt zu gewähren. Die Zeichen der Zeit sind vielerorts erkannt. Korruption, Vetternwirtschaft und Intransparenz bremsen Wachstum, Wohlstand und ausländische Investitionen. So wurden in 2011 die Gesetze, welche Bestechung und Bestechlichkeit verbieten und unter Strafe stellen, spürbar verschärft.

Aufwendungen für Zwecke der Bestechung werden vom Finanzamt nicht als gewinnmindernde Betriebsausgabe anerkannt. Das gilt nicht nur in Deutschland, sondern auch in Russland. Bestechliche Beamte und Geschäftsleute werden verurteilt, auch wenn die russischen Strafverfolgungsbehörden nicht alle Fälle aufdecken können.

Am Rande sei hier erwähnt, dass der Arm der deutschen Justiz bei Korruption nicht an der polnischen Grenze halt macht: Geschäftsführer und Vorstände deutscher Unternehmen sind nach deutschem Recht dafür verantwortlich, dass zur Sicherstellung ordnungsgemäßen Verhaltens organisatorische Mindeststandards auch in ihren russischen Tochtergesellschaften gesetzt und befolgt werden müssen. All dies nährt die Hoffnung, dass sich Russland aus den starken Fesseln der Vetternwirtschaft befreit, auch wenn man Geduld, Ausdauer und Hartnäckigkeit brauchen wird.

In der sechsteiligen Serie Business in Russia teilt unser Autor seine Eindrücke vom Geschäftemachen in Russland, berichtet über kleine Alltagsgeschichten und persönliche Begegnungen mit Land und Leuten. Bereits erschienen sind Folge 1: Russland boomt und Folge 2: Moskau liebt Sushi.

Tags: Bestechung Intransparenz Korruption