27. Mai 2011
Kanzleialltag

Da fliegt mir doch das Blech weg

Die Freiheit im Netz ist ein hohes Gut, finden auch die G8 und haben sich gestern erstmals zu Grundprinzipien des Internet bekannt. Auf dem Weg ins Büro kam ich heute in den Genuss eines Interviews mit Markus Beckedahl, Netzaktivist von netzpolitik.org auf WDR 5. An einer Stelle während des durchaus erbaulichen Interviews stockte mir, ebenso wie meinem Kollegen und Ohrenzeugen, der hinter mir im Stau stand, der Atem. Nämlich als Herr Beckedahl dem Moderator erklärte:

„Jeder, der das Internet aktiv nutzt und Medienkompetenz zeigt, begeht die ganze Zeit Urheberrechtsverletzungen″

Da fliegt mir doch das Blech weg.

Das, lieber Herr Beckedahl, können Sie nicht ernst meinen. Man darf unterstellen, dass Sie hierzu vielleicht mehr ausgeführt hätten, wenn die Zeit im Interview ausgereicht hätte. Man darf auch das Bestreben vom Netzaktivisten anerkennen, das Urheberrecht zu entstauben. Den Gleichlauf von „Medienkompetenz″ mit Urheberrechtsverletzungen zu propagieren, geht aber zu weit.

Das Problem liegt nämlich gerade in einem Defizit an Medienkompetenz, das auch rechtliche Grundlagen betrifft. Die großen Probleme, denen sich unbedarfte (und insoweit eben leider noch mit Defiziten in der Medienkompetenz ausgestattete) Internetnutzer im Bezug auf das Urheberrecht ausgesetzt sehen, sind vor allem Fälle von illegalem Filesharing sowie Bilder- und Textklau. Dass man bei aktiver Internetnutzung „die ganze Zeit″ gegen das Urheberrecht verstößt, ist ausgedacht.

Die „medienkompetenten″ Nutzer, unter ihnen auch die Netzaktivisten, wissen ganz genau, was erlaubt und verboten ist – mögen Sie die Verbote und Thesen aus der digitalreaktionären Ecke auch nicht gut finden und für Gesetzesänderungen auf die Barrikaden gehen.

Oder wie meinten Sie das?

Tags: G8 Medienkompetenz Netzaktivist Netzpolitik Urheberrechtsverletzung