Konflikte im Unternehmenskontext können vielfältig und ressourcenintensiv sein. Die Wirtschaftsmediation kann hierbei ein effektives Tool für die Bewältigung darstellen.
Konflikte sind zeit- und kostenintensiv, v.a. wenn eine Lösung überhaupt nicht oder falsch angegangen wird. Das wissen wir nicht erst seit der umfassenden Konfliktkostenstudie von KPMG aus dem Jahr 2009, die sich im Übrigen nicht nur mit den wirtschaftlichen Aspekten auseinandergesetzt, sondern zugleich aufgezeigt hat, dass Konflikte Ursprung und Treiber für ein schlechtes Betriebsklima, unzureichende Projektumsetzungen, erhöhte Fehlzeiten und – in letzter Konsequenz – Abwanderungen von Mitarbeitern sind.
Rechtlich können Konflikte in Deutschland u.a. von staatlichen Gerichten entschieden werden. Hierfür muss eine Partei „Klage erheben“. Ist es erst einmal so weit gekommen, kann oftmals auf viel verbrannte Erde zurückgeschaut werden. Ihren Höhepunkt findet die Auseinandersetzung im Entscheid über „Gewinner“ und „Verlierer“. Gerade dann, wenn ein erfolgreiches Wirtschaften eine konstruktive Zusammenarbeit und verlässliche (Geschäfts-)Beziehungen erfordert, kann die Wirtschaftsmediation daher eine wertvolle Alternative darstellen.
Gleichwohl hat die Mediation noch lange nicht ihren Platz im Wirtschaftsleben eingenommen, den sie einnehmen könnte. Ihre Vorzüge, wie z. B. die Autonomie der Verfahrensgestaltung, die Vertraulichkeit, die Ergebnisqualität, werden zwar erkannt. Der praktische Einsatz hinkt jedoch diesem Erkenntniswert hinterher. Mangelnde theoretische Kenntnisse sowie praktische Erfahrung und auch Systemwiderstand sind nur einige von vielen Gründen hierfür (vgl. hierzu auch die durch die PricewaterhouseCoopers AG in Zusammenarbeit mit dem Master-Studiengang Mediation an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) durchgeführte Untersuchung „Praxis des Konfliktmanagements deutscher Unternehmen„ aus dem Jahr 2007, welche auf der Studie „Commercial Dispute Resolution – Konfliktbearbeitungsverfahren im Vergleich“ aufbaut).
Grundgedanken der Wirtschaftsmediation
Die Wirtschaftsmediation ist ein Instrument zur Konfliktbewältigung, das bereits ein seit Jahrhunderten angewandtes Konzept darstellt und v.a. in den USA betrieben wird. Im Kern geht es darum, dass mittels Einschaltung einer dritten (unvoreingenommenen) Person die Konfliktparteien selbst eine Lösung für ihren Konflikt erarbeiten. Der Mediator unterstützt die Parteien hierbei. Er hilft, Interessen herauszuarbeiten, Verständnis für die jeweiligen Anliegen der Parteien zu entwickeln und unterschiedliche Auffassungen einer gemeinsamen Lösungsentwicklung zuzuführen.
Hierin liegt auch ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal zur gerichtlichen, einseitigen Durchsetzung von „Recht“ bzw. der Entscheidung durch einen Dritten. Kommt es auf die Gestaltung, den Erhalt und die Stärkung von Beziehungen und damit auf ein (nach dem Konflikt erforderliches) weiteres, gemeinsames Miteinander an, kann der mediative Ansatz vorteilhaft für die Beteiligten sein. Gelingt es den Konfliktparteien, eine Lösung zu erarbeiten, bietet diese regelmäßig eine nachhaltig belastbare Grundlage für eine weitere Zusammenarbeit.
Dass auch in Konfliktsituationen im Unternehmen unter gegebenen Umständen über Gefühle gesprochen werden muss, um wieder konstruktiv nach vorne blicken zu können, bedeutet hingegen keine „Parteien-Therapie“. Es geht um die Schonung von Ressourcen, die Erweiterung von Verhandlungsspielräumen und die Möglichkeit, dass die Beteiligten eigenverantwortlich und gemeinsam eine aus ihrer Sicht faire (wirtschaftliche) Lösung entwickeln.
Dabei zeichnet sich der Mediationsprozess im Wesentlichen dadurch aus, dass
- mittels eines strukturierten Prozesses
- eine neutrale und unparteiische bzw. allparteiliche Person
- den Verständigungsprozess zwischen den Parteien aktiviert bzw. unterstützt,
- um Differenzen konstruktiv und effektiv
- einer nachhaltigen und langfristigen Lösung zuzuführen.
Geprägt ist die Wirtschaftsmediation im Übrigen durch das Prinzip der Freiwilligkeit, die Eigenverantwortlichkeit der Parteien und den vertraulichen Rahmen (vgl. §§ 1, 2, 4 MediationsG).
Wesentliche Verfahrenselemente / Ablauf einer Wirtschaftsmediation
Das Mediationsverfahren selbst unterliegt keinen starren Abläufen und kann somit abgestimmt auf die Bedürfnisse der Parteien ausgestaltet werden. Dennoch hat sich in der Praxis das Durchlaufen bestimmter Phasen bewährt:
- Eröffnungsphase
- Bestandsaufnahme / Ermittlung der Interessen / „Themensammlung“
- Verständigungsprozess
- Lösungsoptionen entwickeln und verhandeln
- Ergebnis / Abschlussvereinbarung
Warum Wirtschaftsmediation?
Ein Vorteil der Wirtschaftsmediation liegt darin, dass die Parteien selbst eine passgenaue Lösung erarbeiten können. In diesem Rahmen besteht die Möglichkeit, mehr als nur Vergangenheitsbewältigung zu betreiben. Die Beteiligten können ihren Fokus, eine Regelung für den Status quo zu finden, auf zukünftige Themen und Anliegen erweitern. Gelingt es den Konfliktparteien unter Anleitung des Mediators wieder ins Gespräch zu kommen, schafft dies Transparenz, Sicherheit und die letztendlich die Möglichkeit, den Konflikt dauerhaft hinter sich zu lassen.
Hinzu kommt: Ein Mediationsverfahren bietet grundsätzlich Schutz vor Gesichtsverlusten bzw. Imageschäden, die bei der öffentlichen Austragung von Streitigkeiten vor Gerichten eintreten und damit (Geschäfts-)Beziehungen dauerhaft beschädigen können.
Schließlich kann der Faktor Zeit eine entscheidende Rolle spielen. Das Verfahren der Wirtschaftsmediation kann kurzfristig aufgenommen und zügig durchgeführt werden, wodurch sich auch Kosten und Aufwand für die Vorbereitung und Durchführung langwieriger Gerichtsprozesse vermeiden lassen.
Typische Anwendungsbereiche einer Wirtschaftsmediation
Eine Mediation kann in allen Konfliktsituationen weiterhelfen, in denen die Parteien grundsätzlich bereit und noch befähigt sind, den Konflikt mit Hilfe eines Dritten einer Lösung zuzuführen.
Innerhalb eines Unternehmens sind dies zumeist Situationen, in denen Konfliktparteien auch zukünftig weiter zusammenarbeiten (müssen, sollen, möchten). Die in Betracht kommenden Kontexte sind vielfältig. Sie reichen von Auseinandersetzungen unter Teamkollegen bzw. zwischen Mitarbeitern und Führungskräften, Streitigkeiten innerhalb der Geschäftsführung bzw. im Bereich Corporate Governance zwischen Aufsichtsrat und Vorstand. Genauso weit können Konflikte zwischen Unternehmen als Geschäftspartner reichen.
Klar ist: Nicht immer ist die Durchführung einer Wirtschaftsmediation für eine Seite oder gar beide Seiten sinnvoll. Auch kann ein Mediationsverfahren anfangs Erfolg versprechen, am Ende aber nicht damit gekrönt sein. Der Mehrwert einer erfolgreichen Mediation sollte aber genug Anreiz sein, dem Verfahren eine Chance zu geben.
Haben Sie Interesse an einer Wirtschaftsmediation? Dann sprechen Sie uns gerne an!