26. Januar 2018
Jahrestagung Energiewirtschaft
Energiewirtschaft & Klimaschutz

Energiewirtschaft im Aufbruch – Was wäre wenn…?

"Die Branche im Aufbruch" - 25. Handelsblatt Jahrestagung Energiewirtschaft in Berlin.

Unter dem Motto „Die Branche im Aufbruch″ haben hochkarätige Referenten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik vom 23. – 25. Januar 2018 im Rahmen der 25. Handelsblatt Jahrestagung Energiewirtschaft in Berlin brisante Zukunftsthemen der Branche diskutiert.

Anders als in den vergangen Jahren konnte die Tagung nicht mit einem Key Note Speaker aus der Politik aufwarten – Warum? Die Politik ist aktuell nicht sprechfähig. Infolge der laufenden Sondierungsgespräche hat sich damit auch kein Spitzenpolitiker in der Lage gesehen, den rund 1.200 Teilnehmern der Tagung Rede und Antwort zu stehen. Dabei sind es doch gerade verlässliche gesetzliche Rahmenbedingungen, die als Weichen für eine erfolgreiche Energiewende maßgeblich sind. Dass die heutigen Rahmenbedingungen nicht passen, haben insbesondere die Diskussionen um die Aufgabe der Klimaschutzziele 2020 und die aktuelle Bepreisung von CO2-Emissionen gezeigt.

Ist das Steuer- und Abgabensystem am Ende?

Konkret wurde diskutiert, ob nicht das bisherige System aus Abgaben, Steuern und Umlagen auf den Strompreis am Ende ist und nicht vielmehr auf eine am CO2-Ausstoß bemessene Abgabe die richtigen Anreize auch für eine Sektorenkopplung (d. h. die Vernetzung der Bereiche Strom, Wärme und Verkehr) setzt. Auch die Frage, ob die Kosten der Energiewende nicht auf mehreren Schultern zu verteilen und zu tragen sind, war heiß umstritten.

Verändert die Digitalisierung die Marktplayer?

Mit Start-ups auf dem Podium und Unternehmen aus der IT-Branche wurde über das Potential der Digitalisierung und daraus entstehende neue Geschäftsmodelle für die Energiebranche diskutiert. Es wird sich zeigen, in welchem Umfang die Digitalisierung die Strukturen der Energiewelt sprengt, sich neue Player im Markt etablieren, Kooperationen entstehen oder bisherige Akteure gar verdrängt werden. Nach einem pointierten Vortrag von Frank Thelen (bekannt u.a. aus „Der Höhle der Löwen″) darüber, welche digitalen Trends Deutschland und Europa bisher verschlafen haben, hatten verschiedene Start-ups die Möglichkeit sich in einem Pitch dem interessierten Publikum zu präsentieren: kurz und knapp in Turnschuhen.

Verteilnetze werden zum „front grid″

Der Netzausbau bleibt die Achillesferse der Energiewende. Neben der Entwicklung von Speicherlösungen bedarf es gleichzeitig einer Modernisierung der Stromnetze. Es bestand große Einigkeit, dass neben dem Ausbau der Übertragungsnetze insbesondere die Verteilnetze massiv ausgebaut werden müssen. Die Richtungsänderung hin zur dezentralen Erzeugung kann nur gelingen, wenn die Verteilnetze modernisiert werden. Nur so können sie ihrer neuen Rollen gerecht werden. Damit diese Funktion auch nach außen hin sichtbar wird, wurde über eine Umbenennung diskutiert – „front grid″ wäre da vielleicht eine passende Beschreibung.

Wie lange braucht es den fossilen Kraftwerkspark?

Einen spannenden Schlagabtausch lieferten sich Dr. Rolf Schmitz (Vorstandsvorsitzender der RWE AG) und Jochen Schwill (Gründer und Geschäftsführer der Next Kraftwerke GmbH) über die Frage, wie lange wir noch einen fossilen Kraftwerkspark als Stütze des Stromversorgungssystems benötigen: Sind es 10 Jahre, 15 Jahre oder doch mehr? Wie werden diese Flexibilitäten und Kapazitäten letztlich vergütet? Anders als Kohlekraftwerke (sofern diese nicht zu Biomasse-Kraftwerken umgebaut werden können) werden wohl zumindest flexible Gaskraftwerke auch längerfristig benötigt werden. Und deren Bau und Betrieb muss sich lohnen.

Was wäre wenn…?

Inspiriert von Dr. Frederik Pferdt, Chief Innovation Evangelist von Google, stellten sich die Teilnehmer der Herausforderung der Frage „Was wäre wenn …?″. Geprägt von seinen Erfahrungen aus dem Silicon Valley forderte er die Akteure der Energiewirtschaft auf, neugierig zu sein, Selbstverständliches zu hinterfragen und vor allem – Neues einfach mal auszuprobieren und keine Angst vor dem Scheitern zu haben. Der Schlüssel zum Erfolg ist neue Technik als Ergebnis künstlicher Intelligenz und menschlicher Kreativität. So kann der Aufbruch der Energiebranche zum Durchbruch werden.

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