Klare Worte fanden alle Beteiligten auf der M&A Roadshow in Hamburg zum Thema "Investitionen in den Profifußball".
Klare Worte fanden alle Beteiligten auf der M&A Roadshow in Hamburg zum Thema „Investitionen in den Profifußball″. So verteidigte Martin Kind von Hannover 96 konsequent seine Position gegen die 50+1 Regel der DFL. Clubs sollten die Strukturen schaffen, die den Anforderungen an große mittelständische Unternehmen gerecht werden.
CMS brachte an diesem nebligen Abend über den Dächern Hamburgs Entscheider aus dem Fußballbusiness zusammen.
Martin Kind gegen die 50+1 Regelung
Martin Kind gab dem Publikum zunächst Einblicke in seine Anfänge bei Hannover 96. Nur einer kurzen Bedenkzeit bedurfte es, um die Führung des damals noch in der dritten Liga befindlichen Vereins zu übernehmen. Schnell errichtete Kind professionelle Strukturen und konnte sich dabei auf sein Know-How als geschäftsführender Gesellschafter seines längst international agierenden Hörgeräte Unternehmens verlassen.
Potentielle Investoren können – so denn die Profiabteilungen überhaupt in Kapitalgesellschaften ausgegliedert wurden – 50 Prozent minus eine Stimme der Stimmrechte übernehmen; eine Besonderheit des deutschen Club-Fußballs. Die Mehrheit muss beim Mutterverein verbleiben. Diese Regelung soll verhindern, dass Investoren die Kontrolle über Clubs oder gar sportliche Geschicke gewinnen.
Die Liga fürchtet die Gefährdung der Integrität der Wettbewerbe und dass Clubs nach einem Absprung des Investors vor einer ungewissen Zukunft stehen. Kind hielt dagegen und klagte gegen die im Ausland immer wieder mit Verwunderung zur Kenntnis genommene Regelung. Investoren betrachtet er mehr als Segen denn als Fluch, Beschränkungen seien in einer sonst freien Marktwirtschaft nicht notwendig. Das Vorgehen gegen den DFB kam laut des Managers einer „Gotteslästerung″ gleich.
Der Rechtsstreit endete mit einem Vergleich. Die 50+1 Regelung hat im Grundsatz Bestand, Investoren dürfen jedoch nach 20 Jahren das Sagen übernehmen. Keinesfalls eine Niederlage für Kind, der Hannover 96 faktisch schon lange führt und nun über die 20 Jahre-Regel mit Hilfe einer bereits Ende der 90er Jahre gegründeten Gesellschaft schon in den kommenden Jahren auch rechtlich die Mehrheit übernehmen kann.
Anerkennende Worte fand Kind auch für das Engagement von Red Bull in Leipzig. Der Osten sei im Bundesliga-Fußball benachteiligt worden, der Zuspruch der Fans und der Region bestätige die Strategie des Brause-Giganten.
Traffic Sports hilft finanziell angeschlagenen Clubs
Dr. Jochen Lösch, für das internationale Business bei der brasilianischen Vermarktungsagentur Traffic Sports zuständig, gab Einblicke in die prekäre finanzielle Situation brasilianischer Clubs. Die Einnahmen decken nur in den seltensten Fällen die Ausgaben. Die Macher hätten eher nicht das Ziel „mit einer ausgeglichenen Bilanz in die Geschichtsbücher einzugehen″. Insgesamt stünden die Vereine mit 2 Milliarden Euro in der Kreide.
Hier kommt Traffic Sports ins Spiel. Kann ein Club einen Transfer nicht stemmen, schießt die Agentur einen Betrag hinzu und sichert sich im Gegenzug ein Recht an einem möglichen späteren Transfererlös. Keinesfalls aber nehme man Einfluss auf Transferentscheidungen der Clubs oder aber auf die Spieler.
Wie hier der Verdacht des Menschenhandels aufkommt, kann Lösch ebenso wenig wie den Vorstoß der FIFA, die „third party ownership″ zu verbieten, nachvollziehen. Auch der SC Freiburg versuche schließlich, mit den Spielern aus seiner Jugendakademie zu einem bestimmten Zeitpunkt Geld zu verdienen.
Die anschließende Diskussionsrunde unter Beteiligung eines FIFA-Vertreters stellte klar: Die Wege der Kapitalbeschaffung über Anleihe, Anteilsverkäufe oder Börsengang sind vielfältig, erfordern aber die notwendigen Strukturen. Jede Investition in den Fußball muss wohl durchdacht sein.
Bis auf wenige Ausnahmen ist die Renditeerwartung aufgrund der hohen Personalkosten gering. Egal ob strategischer Investor oder Mäzen, einig waren sich die Diskussionsteilnehmerdarin, dass es für den Sport am Ende nur vorteilhaft sein kann, wenn das Füllhorn über dem Fußball ausgeschüttet wird.