Die Bundesregierung hat am 30. Juli 2025 ihre Hightech Agenda Deutschland veröffentlicht. Raumfahrt ist eines der wichtigsten strategischen Forschungsfelder.
Wettbewerbsfähigkeit, Wertschöpfung und Souveränität durch Forschung und Technologie steigern, „Made in Germany“ bei Technologien und Innovationen stärken, Handlungsfähigkeit in zentralen Technologiefeldern erreichen. Dies sind die ausgerufenen Ziele der am 30. Juli 2025 vom Kabinett beschlossenen Hightech Agenda Deutschland der Bundesregierung aus CDU/CSU und SPD. Luft- und Raumfahrt stellen dabei neben Forschung zu Gesundheit, zu Sicherheit und Verteidigung, zu Meer, Klima und Nachhaltigkeit sowie den Geistes- und Sozialwissenschaften eines von fünf strategischen Forschungsfeldern dar, in deren weitere Vorhaben investiert werden soll. Gleichzeitig konzentriert sich die Agenda auf sechs für den Fortschritt wesentliche Schlüsseltechnologien: u.a. Quanten, Künstliche Intelligenz (KI) und klimaneutrale Energieerzeugung.
Wir werfen nachfolgend einen Blick darauf, welchen Platz die Raumfahrt in der Hightech Agenda Deutschland einnimmt.
Wichtige Weichenstellung für den Weltraum: Raumfahrt als ein zentrales Forschungsfeld in der Hightech Agenda Deutschland
Ein klarer „Kurs Richtung Zukunft“, so bezeichnet es die Bundesministerin für Forschung, Technologie und Raumfahrt Dorothee Bär, in ihrem Vorwort zur Hightech Agenda und nennt u.a. NewSpace als einen der maßgeblichen innovativen Wirtschaftsräume. Die Raumfahrt und die Nutzung des Weltraums erleben derzeit einen Boom und stellen einen rasant wachsenden Markt dar. Auch die Hightech Agenda erkennt den starken „Trend zur Kommerzialisierung“ der Raumfahrt sowie ihre Relevanz für Kommunikation, nationale Sicherheit und das Erreichen der Klimaziele an. Die Raumfahrt ist daher, gemeinsam mit der Luftfahrt, in der Agenda eines der strategischen Forschungsfelder, für das technologiegetriebene Investitionen erfolgen sollen.
Ein Blick in die technologiegetriebenen Vorhaben der Bundesregierung zur Raumfahrt: Innovation Hubs bis Raumfahrtstrategie
Die Hightech Agenda Deutschland listet einige für die Raumfahrt wichtige Vorhaben auf. So soll der Space Innovation Hub gestärkt werden, der Anbieter* und Nutzer von Raumfahrttechnologien wie Start-ups, Unternehmen, Wirtschaft und Wissenschaft als gemeinsame Anlaufstelle zusammenbringen soll, um hiermit die Umsetzung von Forschungs- sowie Entwicklungsprojekten sowohl für den zivilen als auch für den militärischen Bedarf von der Innovation bis zur Marktreife voranzutreiben. Auch weitere Hub-Strukturen sollen entwickelt und/oder gestärkt werden.
Schon im Koalitionsvertrag hatte die 2025 gewählte Regierung aus CDU/CSU und SPD angekündigt, eine deutsche Raumfahrtstrategie ausgestalten zu wollen. Laut Hightech Agenda sollte sich dabei unter Einbindung von KMU und Start-ups auf eine Anwendungsorientierung und Kommerzialisierung fokussiert werden. Maßgebliche Bedeutung soll dabei insbesondere den folgenden Bereichen zukommen: Zum einen möchte die Regierung auf wettbewerbliche Verfahren für die Erforschung, Entwicklung und Beschaffung von Trägersystemen und -diensten, Kleinsatelliten, Technologien für die Erdbeobachtung und Satellitenkommunikation setzen, zum anderen auf robotische Systeme für den Einsatz im Orbit und die Exploration und Erforschung planetarer Körper.
Ebenfalls im Koalitionsvertrag hatte die Regierung die Stärkung der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) als Ziel ausgerufen. In der Hightech Agenda kündigt sie zur deutschen Raumfahrtstrategie an, Deutschlands Engagement in der ESA ausbauen und sich für eine Transformation der ESA einsetzen zu wollen. Zur internationalen Raumstation ISS wird eine weitere Ankündigung aus dem Koalitionsvertrag hier wiederholt: die Beteiligung Deutschlands an einer ISS-Nachfolgelösung. Laut Hightech Agenda werde sich Deutschland aktiv an der Nutzung der ISS bis 2030 beteiligen und für die Zeit nach 2030 nach möglichen Nachfolgelösungen suchen. Die ISS bietet Forschungsbedingungen, die auf der Erde unerreichbar sind, sodass eine Nachfolgelösung für die Zukunft von Forschung und Entwicklung im Weltraum von immenser Bedeutung ist.
Auch bereits im Koalitionsvertrag wurde das mit Mitteln der EU finanzierte Navigationssatelliten- und Zeitgebungssystem Galileo als unverzichtbar eingeordnet. So verwundert es nicht, dass die Hightech Agenda vorsieht, dass sich die Bundesregierung für die Kontinuität und Weiterentwicklung operationeller Satellitenprogramme in Europa wie Galileo einsetzen möchte. Unter anderem soll eine Kostensenkung für Entwicklung, Anwendung und Betrieb erreicht werden, indem sich die Bundesregierung für gemeinsame Standards in Europa und der Welt engagiere. Ziel sei auch die Schaffung effizienter Strukturen und eines gemeinsamen Rahmens für zentrale Infrastrukturen.
Investitionen in Schlüsseltechnologien und Raumfahrtvorhaben
Die o.g. sechs Schlüsseltechnologien sind eng mit den o.g. fünf zentralen Forschungsfeldern verzahnt. Die Hightech Agenda sieht in den Technologien KI und Robotik, Quanten, Industrie 4.0 und neuen Antriebstechnologien neue Möglichkeiten. So sollen verstärkte Investitionen in Schlüsseltechnologien getätigt und sog. Flaggschiff-Initiativen vorgelegt werden. Auch dies weist Bezüge zum Weltraum auf, denn unter anderem soll noch 2025 erstmalig ein Forschungssatellit in Deutschland zur Quantenkommunikation in Betrieb genommen werden. Auch die Bedeutung von weltraumbasierten Daten und KI mit Bezug zum Weltraum erkennt die Hightech Agenda an, indem sie für die Schlüsseltechnologie KI u.a. die Verfügbarkeit großer Datensätze in der Astrophysik als eine der vielen Chancen einordnet.
Die Zukunft im Blick? Diese Hebel sieht die Hightech Agenda vor
Zum Erreichen der Ziele und angestrebten Maßnahmen der Hightech Agenda sollen neun zusätzliche Hebel beitragen:
- Hebel 1: Beschleunigung des Wissens- und Technologietransfers zwischen Innovationsakteuren
- Hebel 2: Entlastung von kleinteiliger Förderbürokratie und Modernisierung des rechtlichen Rahmens (u.a. Verabschiedung eines Forschungsdatengesetzes und eines Innovationsfreiheitsgesetzes)
- Hebel 3: Etablierung neuer Finanzierungsinstrumente für Forschung und Entwicklung sowie Stärkung der Attraktivität von Wagniskapital-Investitionen
- Hebel 4: Stärkung der Resilienz in Wissenschaft und Ausbau von Forschungssicherheit, Wissenschaftskommunikation und Partizipation als Querschnittsaufgaben
- Hebel 5: Behebung des Fachkräfteengpasses
- Hebel 6: Ausbau europäischer und internationaler Forschungs- und Entwicklungszusammenarbeit sowie stärkere Ausrichtung auf die Prioritäten der Hightech Agenda
- Hebel 7: Sicherstellung der Versorgung mit kritischen Rohstoffen und Materialien sowie Stärkung von Deutschlands industrieller Basis
- Hebel 8: Strategische Investitionen in Forschungsinfrastrukturen
- Hebel 9: Abbau von Hemmnissen für zivil-militärische Forschungskooperationen sowie Stärkung der Zusammenarbeit
Hoch hinaus: Raketenstart oder Rückwärtsgang?
Mit der Hightech Agenda Deutschland verfolgt die Regierung aus CDU/CSU und SPD u.a. die im Koalitionsvertrag ausgerufenen Ziele zur Raumfahrt weiter (siehe hierzu: Galaktische Ambitionen: Thema Weltraum im Koalitionsvertrag). Die Agenda soll als Startschuss prägend für die Legislaturperiode sein. Die Bundesregierung kündigt an, noch im Herbst dieses Jahres die Länder sowie u.a. relevante Stakeholder, Akteure aus der Wirtschaft zu einem Kick-Off einzuladen. Diese sollen an der gemeinsamen Ausgestaltung der weiteren Schritte wie von Technologie-Roadmaps beteiligt werden. Zudem wolle man die Schlüsseltechnologieportfolios weiterentwickeln. Im Jahr 2026 solle es in einen intensiven Dialog übergehen.
Dabei soll es nicht bei Worten auf Papier bleiben, sondern die Regierung will sich durch ein „360°-Monitoring“ an den konkreten Ergebnissen messen lassen und perspektivisch im Rahmen eines Hightech-Gipfels Bilanz ziehen. Zwar stehe alles unter dem Vorbehalt verfügbarerer Haushaltsmittel und der finanzverfassungsrechtlichen Zuständigkeit des Bundes. Dabei stellt die Agenda in Aussicht, dass die Maßnahmen aus dem Sondervermögen für Infrastruktur und Klimaneutralität geleistet werden könnten.
Die Hightech Agenda greift Vorhaben des Koalitionsvertrags auf und kündigt nächste Schritte auf dem Weg zu deren Umsetzung und zur Ausarbeitung konkreter Maßnahmen im Rahmen der Roadmaps an, sodass die konkreten Ergebnisse der für dieses und nächstes Jahr angekündigten Dialoge abzuwarten bleiben. Auch weitere Schritte werden wir in unserer Blog-Serie „CMS Space Law“ im Blick behalten.
Wir informieren Sie in unserer Blog-Serie zu CMS Space Law fortlaufend mit aktuellen Beiträgen zu diesem Thema. Sie können diese Blog-Serie über den RSS-Feed abonnieren und werden von uns über neue Beiträge informiert. Den Auftakt zur Blog-Serie hat der Einführungsbeitrag gemacht, weitere Beiträge wie zum EU Space Act folgen.
Darüber hinaus finden Sie weitere Hinweise auf unserer Insight-Seite „NewSpace und Space Law“.
*Gemeint sind Personen jeder Geschlechtsidentität. Um der leichteren Lesbarkeit willen wird im Beitrag die grammatikalisch männliche Form verwendet.