Freitag Abend, das Büro leert sich. Zeit, durchzuatmen, Zeit für privatere Gespräche vor dem zum Greifen nahen Wochenende. Und Zeit für einige kurze Telefonate zur Großwetterlage mit dem Heimatbüro aus meinem Secondment in Lissabon.
Der kalte und ungemütliche Mai versüßt den Daheimgebliebenen das Wochenende nicht unbedingt: Wer hätte gedacht, im Mai noch froh zu sein, nicht Schneeschippen zu müssen! Auch von Rollkragenpullovern ist die Rede. Etwas neidvoll blicken die Kollegen daher nach Lissabon.
Kommt eine neue Eiszeit? Ist der Bodenfrost im Mai ein Vorbote der Klimakatastrophe? Lange Diskussionen, viele Vermutungen. Die Lösung ist dabei ganz einfach: Es gilt eben die alte Bauernregel, dass eine Schwalbe noch lange keinen Sommer macht.
In Lissabon scheint man dieser Bauernregel auch zu glauben – und schafft vorsorglich einfach entsprechende Tatsachen. In meiner „Wohnung auf Secondment-Zeit″ empfängt mich täglich im Eingangsbereich das Deckengemälde mit den drei Schwalben. Deren Auswirkungen auf die Wetterlage sind eindeutig spürbar: Warme Sonnenstrahlen auf der Haut.
Auch das Secondment ist eine Reise und somit zum Bilden da. Die portugiesische 3-Schwalben-Taktik wird mich daher zurück nach Deutschland begleiten.
Die einzige Bauernregel, die immer stimmt, lautet:
Regen im Mai,
April vorbei.
Nun auch auf portugiesisch: „Uma andorinha só não faz verão nem um dedo só faz a mão.“ – „Eine einzige Schwalbe macht keinen Sommer und ein einziger Finger noch keine Hand.“
Hier sind noch drei weitere heitere Bauernregeln:
Schlägt der Blitz den Bauer tot, spart sein Weib ein Abendbrot.
Fliegt der Bauer übers Dach, ist der Wind weiß Gott nicht schwach.
Das macht den Bauern gar nicht froh, wenn’s regnet in sein Cabrio.