15. Januar 2015
Smartphone
Arbeitsrecht

Ein Teil des Gehirns oder die Angst ohne Smartphone zu sein

Es gibt nichts, was es nicht gibt. Eine Untersuchen befasste sich mit "Smartphone Separation Anxiety". Die Ergebnisse sind bezeichnend.

Es gibt nichts, was es nicht gibt. Und es gibt keine Untersuchungsthema, das nicht untersucht wird. Wissenschaftler der Universität Missouri haben sich mit den Auswirkungen der „Smartphone Separation Anxiety″ befasst, also den Folgen, wenn der Nutzer sein Smartphone nicht bei sich hat. Und die sind gravierend!

Wir kennen das. Wenn wir auf dem Weg zum Lunch feststellen, dass wir unserer Smartphone vergessen haben, fühlen wir uns unfähig, nackt und hilflos.

Studie über Abhängigkeit vom Handy

Im Journal of Computer-Mediated Communication veröffentlichten Forschungsbericht wurden unter dem Titel „The Extended iSelf: The Impact of iPhone Separation on Cognition, Emotion, and Physiology″ Ergebnisse veröffentlicht, die demnächst sicher auch wieder in der Arbeitswelt aufschlagen werden. Die Studie stellt fest, dass die Leistungsfähigkeit der Probanden sank, wenn diese ihr Smartphone nicht bei sich hatten.

Im Rahmen der Studie wurden 40 Probanden mit Aufgaben betraut. Im ersten Durchlauf hatten sie ihre Smartphones bei sich. Im zweiten Durchlauf der Untersuchung mussten die Probanden ihre Smartphones an anderer Stelle ablegen.

Die Forscher riefen auf den Geräten an: die Probanden hörte die Anrufe, konnten sie aber nicht annehmen. Während des Tests stiegen Herzfrequenz und Blutdruck, als die Probanden ihre hilflosen Telefone klingeln hörten.

Gleichzeitig schätzten sie während dieses zweiten Testdurchlaufs Angst- und Wohlfühllevel negativer ein. Das mag nicht weiter verwundern, kennt man ja aus dem Auto ohne Freisprecheinrichtung, wenn das Telefon klingelt und man nicht drangehen kann… Allerdings waren auch die Aufgabenergebnisse - die Probanden sollten jeweils ein Wortsuch-Puzzles lösen – im zweiten Testlauf schlechter. Die Leistungsfähigkeit der Probanden hatte erkennbar abgenommen.

Vielseitige Auswirkungen im Alltag

Die Frage ist nicht, ob die Untersuchungsbedingungen als Folter angesehen werden können, aber was heißt das jetzt fürs Autofahren im Hinblick auf § 23 Abs. 1a StVO? Besser das Handy dabei, auch wenn’s klingeln sollte? Drangehen oder nicht?

Und was bedeuten diese Ergebnisse für den Job? Die unter dem Begriff BYOD zusammengefasste Frage, ob Beschäftigte ihre privaten Smartphones auch beruflich nutzen sollen, wird viel diskutiert. Unter dem Gesichtspunkt „Schutz vor Wirtschafts- und Industriespionage″ habe ich einen klaren Standpunkt, siehe in unserem Compliance Update 1/2014.

Sollten Sie Ihren Mitarbeiter das Smartphone immer am Arbeitsplatz erlauben? Gilt das auch für Maschinenführer und Piloten? Was, wenn der Mitarbeiter sein privates Smartphone an der Bushaltestelle hat liegen lassen: Kann dann eine Abmahnung ausgesprochen werden? Drohen Leistungseinbußen nur, wenn es klingelt? Das wäre dann in einer neuen Versuchsreihe zu klären.

Die Fragen lassen sich beliebig weiter stellen. Und demnächst wird das Thema sicher auch bei den Arbeitsgerichten aufschlagen, sei es als Erklärung eines gekündigten Low Performers oder als Untersuchungsgegenstand einer Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen. Wir bleiben dran!

PS: Die Studie untersuchte zwar Iphone-Nutzer, die ja ein besonderes Verhältnis zu ihrem Gerät haben sollen. Die Ergebnisse sind sicher aber auch auf die Geräte anderer Hersteller übertragbar.

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