Zentraler Erfolgsfaktor juristischer Arbeit ist effektives Knowledge Management – ein Tätigkeitsfeld in Anwaltskanzleien, das sich im Zeitalter von Legal Tech in stetigem Wandel befindet.
Die Zukunft des Rechts braucht Knowledge Management (KM) weil zunächst einmal – ganz banal – das Teilen von Wissen und Informationen mit Kollegen effektiv ist. Nicht jeder muss das Rad neu erfinden. Hinzu kommt, dass die zunehmende fachliche Spezialisierung und Größe von Sozietäten sowie von Rechtsabteilungen das Auffinden des jeweils am besten geeigneten Bearbeiters einer juristischen Fragestellung erschwert. Zudem ist KM die Basis für Innovationen. Ohne Standardisierung ist keine (technische) Weiterentwicklung möglich. Man könnte auch sagen, dass KM die Plattform für Legal Tech ist. Und warum ist Legal Tech so wichtig? Legal Tech sorgt in erster Linie für eine Steigerung der Effizienz und der Qualität der anwaltlichen Arbeit. Es ermöglicht aber auch den Zugang zu Beratungsfeldern, die ohne Technik wirtschaftlich nicht erschließbar sind.
Aufgabenfeld eines Knowledge Management-Lawyers
Das Tätigkeitsfeld ist vielfältig. Es verbindet hochqualifizierte anwaltliche Tätigkeit mit speziellen KM-Tätigkeiten. Als KM vor ca. 20 Jahren in Deutschlands Großkanzleien Einzug hielt, bestand die Tätigkeit vornehmlich darin, kanzleiinterne genormte Vertragsmuster zu erstellen und aktuell zu halten und sonstige Dokumente für das daily business der operativ tätigen Kollegen aufzubereiten und in Datenbanken zur Verfügung zu stellen.
Mittlerweile ist eine weitere wichtige Aufgabe des KM-Teams, aktuelle Themen zu identifizieren (sog. Trend Scouting, Rechtsmonitoring oder Current Awareness) und rechtliche Informationen zu Urteilen und Gesetzen für Kollegen und Mandanten schnellstmöglich aufzubereiten – als Newsletter, Zeitschriften- oder Blogbeitrag. Dies stets in enger Zusammenarbeit mit den Rechtsanwälten in den Geschäftsbereichen sowie mit Business Development, Marketing und Presse.
Darüber hinaus wird KM inzwischen auch sehr stark von Legal Tech beeinflusst. Es gibt eine Vielzahl von Datenbanken und Tools, die anwaltliches Arbeiten deutlich effektiver machen. Die KM-Lawyer unterstützen vor allem dabei, diese Tools mit juristischem Leben zu füllen.
Ein anschauliches Beispiel stellt die Vertragsautomatisierung dar: Musterverträge werden in ihre Einzelteile zerlegt und mit Hilfe von juristisch vorgebildeten Programmierern nach einer bestimmten Systematik wieder zusammengesetzt. Der Nutzer wird anschließend durch ein Fragenprotokoll geführt und erhält so einen exakt auf seine Bedürfnisse und den konkreten Fall zugeschnittenen Vertragsentwurf.
Wie die KM-Lawyer in den einzelnen Sozietäten organisiert sind, unterscheidet sich allerdings. Bei CMS sind die KM-Lawyer an mehreren Stellen „angedockt″: Zum einen arbeiten sie als Anwälte eng mit ihren Geschäftsbereichen fachlich zusammen und haben einen kurzen Draht zur Geschäftsbereichsleitung. So besteht die Möglichkeit des regelmäßigen Austauschs mit allen Kollegen und eine aktive Verbindung zur täglichen Mandatspraxis. Zum anderen sind sie Mitglieder des KM-Teams, das sich vornehmlich aus KM-Lawyern und juristisch versierten Legal Tech Kollegen zusammensetzt. Hier werden vor allem strategische Fragen von fachübergreifendem Interesse besprochen. Schließlich sitzen die KM-Lawyer an den verschiedensten Standorten in ganz Deutschland, so dass insoweit auch eine lokale Vernetzung besteht.
Vorteile des Tätigkeitsfeldes Knowledge Management-Lawyer
Das Berufsbild des KM-Lawyers hat sich inzwischen als eigenständiger „Track“ etabliert und ist kein „Nischen-Angebot“ mehr. Das Tätigkeitsfeld ist heute in allen Großkanzleien und bei vielen Unternehmen verbreitet und daher eine echte „Karriere-Alternative“ zur ausschließlich klassischen Anwaltstätigkeit.
Das Tätigkeitsprofil ist anspruchsvoll und zugleich inhaltlich sehr abwechslungsreich. Fachliche Aufgaben wechseln sich mit Management- und organisatorischen Aufgaben ab. Es besteht die Möglichkeit zur Spezialisierung auf bestimmte Themen und Aufgaben sowie die Perspektive, Projekte selbstständig zu leiten und Ideen in die Tat umzusetzen.
Im Vergleich zur klassischen Anwaltstätigkeit zeichnet sich das Berufsbild des KM-Lawyers durch größere zeitliche und örtliche Flexibilität aus: Viele Termine und Projekte können selbstbestimmt geplant werden. Nichtsdestotrotz ist ein großes Arbeitspensum zu bewältigen. Auch in Punkto Erreichbarkeit und Reisetätigkeit unterscheiden sich die Jobprofile nur wenig.
Der KM-Lawyer ist eingebunden in zwei große Teams. Das KM-Team bildet eine hervorragende „Ideen-Plattform“. Bei CMS ist es geprägt von einem angenehmen, kooperativen Umfeld. Es herrscht ein ausgesprochen guter Teamgeist. Dies gilt gleichermaßen für die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Geschäftsbereichen.
Die Art der Tätigkeit bewirkt selbstverständlich auch eine enge Vernetzung mit dem zentralen Management, vor allem mit dem Business Development-Team, der Presseabteilung und dem Human Ressource-Team.
KM-Anwälte kommen in den Genuss aller Vorteile einer Großkanzlei: Internationales Flair, attraktive Arbeitsplätze in modernen Büroräumlichkeiten, Fortbildungsmöglichkeiten, dynamische Kollegen und viele gesellige Kanzleiveranstaltungen.
Fazit: Knowledge Management als vielseitiges Arbeitsfeld
KM ist ein spannendes Arbeitsfeld – derzeit so spannend wie nie zuvor. Es verbindet anwaltliche Tätigkeit mit höchst innovativen Sonderaufgaben.
Die Tätigkeit ist insgesamt flexibler als die klassische Anwaltstätigkeit, man agiert selbstbestimmter, ist in viele Projekte eingebunden und daher in der Sozietät stark vernetzt. KM ist eine zentrale Anlaufstelle für Anwälte und hat koordinatorische Funktion – ist quasi einer der Dreh- und Angelpunkte der Sozietät.
Sehen Sie auch das Video aus der Edge Reihe zum Thema „ Knowledge Management in Anwaltskanzleien „.
* Gemeint sind Rechtsanwälte jeder Geschlechtsidentität. Lediglich der leichteren Lesbarkeit halber wird künftig bei allen Bezeichnungen nur noch die grammatikalisch männliche Form verwendet.