Die Erneuerbaren Energien haben maßgeblichen Anteil an der Entwicklung der Energiewende. Auf der Handelsblatt Jahrestagung Energiewirtschaft 2016 wurden die damit zusammenhängenden Themen diskutiert.
Vom 19. – 21. Januar 2016 fand das jährliche Spitzentreffen der Branche im Rahmen der 23. Handelsblatt Jahrestagung Energiewirtschaft statt. Hochkarätige Referenten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft diskutierten mit ca. 1.200 Teilnehmern aus mehr als 20 Ländern die aktuellen Entwicklungen der Energiewende.
Die drei „D“ beherrschen die Diskussionen
Welche Rahmenbedingungen politischer und gesetzlicher Natur gilt es zu beachten? Wie sehen mögliche neue Geschäftsmodelle aus? Und was wird zur „whats app“ der Energiebranche? Die drei „D“, d.h. Digitalisierung, Dekarbonisierung und Dezentralisierung stehen stellvertretend für die Themen, die – neben dem weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien und deren Marktintegration – auf der diesjährigen Tagung vorrangig diskutiert wurden.
Der „Welpenschutz“ ist vorbei
Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel stellte in seiner Auftaktrede der Jahrestagung klar: Der „Welpenschutz“ für die Erneuerbaren Energien ist vorbei. Das Ausschreibungsverfahren des EEG 2016 soll den Wettbewerb zwischen den Anlagenbetreibern fördern – die Reduzierung der Kosten des Fördersystems hat nun Vorrang. Kombiniert mit festen Ausbaukorridoren soll der Zubau der Erneuerbaren effektiv gesteuert werden. Darüber hinaus soll es in den kommenden Jahren maßgeblich darum gehen, die Erneuerbaren Energien mit einem entsprechenden Ausbau der Infrastruktur zu verzahnen. In Reaktion hierauf klagten Vertreter der Finanzbranche prompt über sinkende Renditen und mangelnde Planungssicherheit für ihre Investoren. Was soll man dazu sagen? Nichts ist verlässlicher als der (Gesetzes-)Wandel.
Digitalisierung – Alles ist denkbar!
Unter dem Motto „Alles wird digitalisiert werden, was digitalisiert werden kann“ wurde über alle drei Tage hinweg diskutiert: Wird Energie wirklich zu Commodity werden? Heißt das, Energie muss zwar verfügbar sein und das auch in ordentlicher Qualität, bezahlen wird man aber – entsprechend den heute bekannten flat rates für Telekommunikationsdienstleistungen – nicht mehr nach kWh? Worin liegen dann die neuen Geschäftsmodelle der Energieversorger? Geht es tatsächlich darum, wer das Rennen um die „whats app“ der Energiebranche macht? Gelingt es, dies aus eigenem Antrieb zu schaffen? Sind Joint Venture mit Start-ups das Mittel der Wahl – oder wird im Silicon Valley schlicht „zugekauft“? Alles ist denkbar.
Die Relevanz des Datenschutzes in der Energiewirtschaft nimmt weiter zu
Welche Rolle werden IT-, Finanz- und Telekommunikationsdienstleister dabei einnehmen? Smart data heißt in diesem Zusammenhang nicht nur „intelligent“ zu agieren, sondern auch den Vertrauensvorschuss, den die Energieversorger genießen, nicht zu verspielen. Datenschutz wird wichtiger denn je – die Frage, wer zu Hause tatsächlich „Herr“ über die Fernbedienung ist, gewinnt dabei eine ganz andere Bedeutung.
Dekarbonisierung – Der Kohleausstieg rückt näher
Im Nachgang zur UN-Klimakonferenz in Paris Ende letzten Jahres war auch die Reduzierung von Kohlenstoffdioxid-Emissionen Thema der Jahrestagung. Der Ausstieg aus der Kohle rückt näher. Bis wann genau die fossilen Energieträger nicht mehr Teil des Energiemix sein sollen, konnte selbst Bundesumweltministerin Dr. Barbara Hendricks aber nicht sagen. Festzuhalten bleibt, dass die Erneuerbaren Energien dadurch von immer größerer Bedeutung werden.
Förderung der Elektromobilität
Dekarbonisierung betrifft aber nicht nur die Energiewirtschaft. Auch die Automobilindustrie wird davon massiv betroffen sein. Die Ministerin will dies u.a. durch die Förderung der Elektromobilität erreichen. Mit Kaufzuschüssen von bis zu EUR 5.000 für Privatpersonen soll das Ziel, bis zum Jahr 2020 1 Mio. Elektroautos auf der Straße zu haben, erreicht werden. Im Rahmen der Dekarbonisierung geht es aber auch um Energieeffizienz: Eine Optimierung von Erzeugung, Verteilung und Verbrauch soll der Schlüssel zu neuen Geschäftsmodellen sein.
Dezentralisierung und der Trend zu kleineren Kraftwerken
Unter dem Stichwort Dezentralisierung wurde die verbrauchernahe Erzeugung elektrischer Energie diskutiert. Wird Kernfusion, wie von Prof. Günter vom Max-Planck-Institut für Plasmaphysik aus Greifswald über eine Live-Schaltung eindrucksvoll demonstriert, ab 2050 wirklich dazu beitragen können? Das steht wohl noch in den Sternen. Es bleibt in jedem Fall aber der Trend hin zu kleineren, teilweise verbrauchereigenen Kraftwerken.
Auch bleibt die Frage: Machen Fortschritte in der Speichertechnologie den Netzausbau überflüssig? Das mag vielleicht in zehn Jahren der Fall sein – aber auch bis dahin muss die Versorgungssicherheit gewährleistet sein.
Fazit: Es bleibt spannend, wie die Energiewirtschaft diese Herausforderungen im Rahmen der Energiewende in den kommenden Jahren meistert.