25. August 2015
Shareholder Activism, Aktienrecht
Aktienrecht

Shareholder Activism: Einflussnahme auch an der Börse

Wir zeigen auf, was Shareholder Activism ist und welche Erscheinungsformen es gibt. Denn auch in Deutschland nimmt das in den USA verbreitete Phänomen zu.

Shareholder Activism bezeichnet die aktive Einflussnahme von Aktionären auf börsennotierte Unternehmen. Dabei gibt es ganz unterschiedliche Protagonisten, die ihre Ziele zudem mit unterschiedlicher Intensität verfolgen.

Die leichte Variante des Shareholder Activism: Diskussion mit dem Management

Die meisten Shareholder Aktivisten beschränken sich darauf, die Unternehmensstrategie und bestimmte geschäftliche Maßnahmen mehr oder minder intensiv mit dem Management zu diskutieren. Aus Sicht des Vorstands ist dabei zu beachten, dass er vertrauliche Informationen nur unter engen Voraussetzungen an einzelne Aktionäre herausgeben darf. Beispiele für solche Shareholder Aktivisten sind der Vermögensverwalter BlackRock sowie die meisten Family Offices und staatlichen Pensionsfonds.

Investoren dringen auf Änderungen nach ihren Wünschen

Andere Investoren wirken auf personelle Veränderungen im Management oder eine Neuausrichtung der Unternehmensstrategie hin, um auf diese Weise verborgene wirtschaftliche Potentiale des Zielunternehmens zu heben. Zu diesem Zweck versuchen sie teils auch, eigene Repräsentanten im Aufsichtsrat zu platzieren. Häufig handelt es sich hierbei um Private Equity-Investoren wie KKR und Permira bei ProSiebenSat.1 oder aktuell Cevian bei ThyssenKrupp. Weniger verbreitet als in den USA ist die Methode, durch öffentliche Kampagnen Druck auf das Management auszuüben. So versuchte etwa der bekannte Investor Carl Icahn Apple zu veranlassen, die hohen Barreserven für den Rückkauf eigener Aktien zu nutzen.

Abstimmungsverhalten wird koordiniert

Der Shareholder Aktivist kann seine Stimmrechtsmacht erhöhen, indem er sich in der Hauptversammlung mit anderen Aktionären abstimmt. Wenn dies über eine Abstimmung im Einzelfall hinausgeht, besteht allerdings die Gefahr, dass ein sogenanntes „Acting in Concert″ vorliegt. In diesem Fall würden die Stimmrechte der betreffenden Aktionären diesen gegenseitig zugerechnet. Überschreitet die Summe ihrer Stimmrechte die Schwelle von 30 Prozent, sind sie verpflichtet, allen anderen Aktionären ein Angebot auf den Kauf ihrer Aktien zu machen.

Übernahmen durch gezielte Aktienkäufe teurer werden lassen

Wiederum andere Shareholder Aktivisten nutzen Sondersituationen des Unternehmens aus, z.B. indem sie nach Verkündung eines Übernahmeangebots Aktien an dem Zielunternehmen erwerben, um anschließend den Kaufpreis in die Höhe zu treiben. Dabei müssen sie das Risiko in Kauf nehmen, dass die Übernahme scheitert und der Börsenkurs – wie üblicherweise nach gescheiterten Übernahmen – sinkt, weil die Hoffnung auf eine Übernahmeprämie wegfällt. Aus Sicht des Übernehmers ist zu beachten, dass er rechtlich verpflichtet ist, alle Aktionäre gleich zu behandeln: Zahlt er dem Shareholder Aktivisten einen Sonderpreis, muss er in der Regel den Kaufpreis für alle Aktionäre erhöhen. Ein prominentes Beispiel für einen solchen Aktionärsaktivisten ist der Hedgefonds Elliot, der zuletzt etwa bei den Übernahmen des Pharmahändlers Celesio durch den US-Konzern McKesson und von Kabel Deutschland durch Vodafone in Aktion getreten ist.

Shareholder Activism nicht unbedingt negativ

Aus Sicht der übrigen Aktionäre kann die Tätigkeit von Shareholder Aktivisten durchaus positiv zu bewerten sein, da sich ihre Interessen durchaus mit den Interessen der übrigen Aktionäre decken können. Insofern verbietet es sich, Shareholder Aktivism zu verurteilen. Der Vorstand der Gesellschaft steht jeweils vor der Herausforderung, den heterogenen Interessen der verschiedenen Aktionärsgruppen gerecht zu werden und zugleich die strikten rechtlichen Vorgaben einzuhalten.

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