Die Digitalisierung unseres Lebens schreitet mit großen Schritten voran – auch und vielleicht sogar gerade in der Automobilindustrie.
Autonomes Fahren, Konnektivität, E-Mobility, Car Sharing sowie vernetzte urbane Mobilitätskonzepte sind Trends, die von einem tiefgreifenden Wandel unseres zukünftigen Mobilitätsverhaltens künden.
Man könnte sogar mit einigem Recht behaupten, dass wir gerade live die Neuerfindung des Automobils erleben. Der Verbrennungsmotor weicht der Batterie (oder der Brennstoffzelle), der Drehschalter dem Touch-Pad und der Fahrer dem intelligenten Netzwerk aus Sensoren, Ultraschall und Kameras. Die Straßenkarte aus Papier kennt sowieso schon niemand mehr.
Dieser digitale Wandel bietet zahlreiche Chancen, sowohl für Hersteller und Zulieferer, aber auch für Newcomer und disruptive Player, wie Tesla, Uber und Google sowie Infrastrukturanbieter. Als sicher gilt, dass dieser digitale Wandel kommt. Jeder weiß auch, dass heute die Weichen für den Erfolg von morgen gestellt werden. Doch niemand kann vorhersagen, wann das digitale Auto zum Massenprodukt wird.
M&A Strategien neu ausrichten um Unternehmen digital fit zu machen
Um dieses strategische Dilemma zu lösen, sind die vorausschauenden Unternehmenslenker und -strategen gerade dabei, ihre Unternehmen digital auszurichten und fit zu machen. Digitale Geschäftsmodelle, Produkte, Strategien und Services müssen her; aber auch passende Partner, die für diesen digitalen Wandel stehen, ihn kreativ gestalten und aktiv voranbringen.
Um diese Digital Partners zu finden, werden M&A Strategien neu ausgerichtet und überarbeitet. Erste Umsetzungserfolge sehen wir in der internationalen Start-up-Szene. Automobilhersteller und Zulieferer gründen oder beteiligen sich an Start-ups oder übernehmen sie, um beispielsweise Know-how im Bereich der Radar- und Kameratechnik für das autonome Fahren zu erwerben. Auch Kooperationen und Joint Ventures mit Chipherstellern, Batterieproduzenten, Autovermietern und Infrastrukturanbietern (wie Telekom, Ökostrom und Gasanlagen) werden eingegangen. Hersteller bündeln auch ihre Kräfte, um etwa einen Kartendienst zur Online-Navigation zu betreiben.
Während digitales Know-how zugekauft wird, stehen umgekehrt analoge Geschäftsbereiche zunehmend auf dem Prüfstand. Mit fortschreitender Digitalisierung und alternativen Antrieben werden immer weniger Zündkerzen, Turbolader, Pleuelstangen und Kolben gebraucht. Es ist daher zu erwarten, dass solche Bereiche aus strategischen Gründen verkauft oder in Outsourcing-Prozessen ausgegliedert werden. Als Käufer könnten unter anderem Private Equity Investoren sowie strategische Investoren aus Schwellen- und Entwicklungsländern im Fokus stehen, in denen das „klassische″ Auto länger überleben wird.
M&A Strategien: Marktbedingungen beobachten
Parallel zum digitalen Wandel müssen M&A Strategien auch auf aktuelle politische Ereignisse und daraus resultierende sich verändernde Marktbedingungen eingehen und passende Antworten bieten. Der Brexit sowie das denkbare Szenario weiterer EU-Austritte im Superwahljahr 2017 müssen strategisch durchgespielt und auf vielfältige Auswirkungen genauso überprüft und beachtet werden, wie zunehmende protektionistische Tendenzen und Ankündigungen, wie etwa in Russland, China und den USA.
Damit haben die M&A Strategen in der Automobilbranche alle Hände voll zu tun. Um ein wenig Licht ins strategische Dunkel zu bringen, widmen wir uns in einer Blogserie diesen M&A Strategien. Unter dem Titel „M&A Strategien im digitalen Wandel der Automobilindustrie″ zeigen wir ihre Ziele und Konzepte auf, berichten von aktuellen Trends, schildern Herausforderungen und skizzieren die ein oder andere Lösungsidee.
Bereits erschienen ist ein Beitrag zu Corporate Venture Capital und digitalen Startups als strategische Partner der Automobilindustrie, zur Gründung von Joint Ventures zum Erwerb digitalen Knowhow und zur russischen Autoindustrie in der Krise sowie zu Smart Mobility in Russland. Zuletzt befassten wir uns mit der Digital Compliance bei M&A in der Automobilindustrie, dem Einfluss des Brexits auf die Automobilindustrie und den Desinvestitionen in der Automobilindustrie.
Mit dem Thema der Blogserie befasst sich auch unsere Veranstaltung „Automotive goes digital – aktuelle M&A-Strategien und ihre Erfolgsfaktoren″ am 16. November 2017 in Frankfurt.
Allgemeinere rechtliche Aspekte der Digitalisierung sind Gegenstand der Studie „Digital Economy & Recht″, die wir gemeinsam mit dem Bundesverband der Unternehmensjuristen (BUJ) erstellt haben.