Die Zeichen der Ampel stehen auf „Grün“ für Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Doch welche Vorhaben zu Green-IT werden im Koalitionsvertrag angekündigt?
Die Ampelkoalition hat die Bedeutung der Digitalisierung für den Klimaschutz erkannt und sich unter dem Titel „Nachhaltigkeit in der Digitalisierung“ im Koalitionsvertrag ambitionierte Ziele gesetzt. Dabei werden drei unterschiedliche Themen ausdrücklich adressiert:
- Förderung digitaler Zwillinge;
- Anforderungen an Rechenzentren; und
- IT-Beschaffungen des Bundes.
Förderung digitaler Zwillinge zur Reduzierung des Ressourcenverbrauchs
Die Förderung digitaler Zwillinge zur Reduzierung des Ressourcenverbrauchs wird als erster Punkt genannt, was seine Bedeutung unterstreicht.
Digitale Zwillinge sind digitale Duplikate von physischen Objekten, die mit Hilfe von über Sensoren generierten Daten erstellt werden. Sie können von (privaten und öffentlichen) Unternehmen eingesetzt werden, um Produktionsabläufe oder den Kundenservice zu verbessern sowie Ressourcen und Betriebskosten zu sparen (beispielsweise in der Modeindustrie).
In der industriellen Fertigung werden digitale Zwillinge verwendet, um den Produktionsprozess zu simulieren, den Maschinenbetrieb zu überwachen und diesen in Echtzeit zu optimieren. Für Wartungszwecke eingesetzt helfen digitale Zwillinge dabei, den Zustand einer Anlage zu überwachen und so potenzielle Ausfälle rechtzeitig zu erkennen.
Einzelheiten darüber, wie die Förderung digitaler Zwillinge im Einzelnen erfolgen soll, enthält der Koalitionsvertrag nicht. Denkbar sind hier neben finanzieller Förderung insbesondere Kooperationen privater Unternehmen mit staatlichen Forschungseinrichtungen und andere Formen des Technologietransfers.
Klimaschutz und Nachhaltigkeit auch bei Rechenzentren im Fokus
In Deutschland befindliche Rechenzentren sollen auf ökologische Nachhaltigkeit und Klimaschutz ausgerichtet werden, u. a. durch Nutzung der Abwärme. Neue Rechenzentren sind ab 2027 klimaneutral zu betreiben. Öffentliche Rechenzentren führen bis 2025 ein Umweltmanagementsystem nach EMAS (Eco Management and Audit Scheme) ein.
Im Jahr 2020 betrug der Strombedarf der Rechenzentren in Deutschland 16 Mrd. kWh, seit Jahren mit steigender Tendenz. Dies entspricht in etwa dem jährlichen Stromverbrauch der Stadt Berlin. Bei dem stromintensiven Betrieb dieser wichtigen Infrastruktur entstehen große Mengen Abwärme, die bislang in der Regel ungenutzt an die Umgebung abgegeben wird. Der BitKom hat bereits im Jahr 2019 ein Konzeptpapier vorgestellt, wie diese Abwärme sinnvoll genutzt werden könnte.
Der klimaneutrale Betrieb von Rechenzentren ist nur bei ausschließlicher Nutzung erneuerbarer Energien vorstellbar, so dass hier offenbar eine Verzahnung mit deren geplantem Ausbau vorgesehen ist. Auch hier wird es interessant sein zu sehen, mit welchen konkreten Maßnahmen diese ambitionierten Ziele erreicht werden sollen.
Lang fällige Änderungen bei IT-Beschaffungen des Bundes
Als letzter Punkt werden IT-Beschaffungen des Bundes behandelt. Hier sollen Zertifizierungen wie z. B. der Blaue Engel Standard werden und Ersatzteile sowie Softwareupdates für IT-Geräte für die übliche Nutzungsdauer verpflichtend verfügbar sein. Zumindest bei diesem Punkt fragt man sich, weshalb diese naheliegenden Maßnahmen nicht schon lange umgesetzt wurden.
In unserer Blog-Serie „Ampel 21 – Auswirkungen des Koalitionsvertrages“ halten wir Sie zu den Auswirkungen des Koalitionsvertrags für in den verschiedenen Sektoren tätige Unternehmen auf dem Laufenden.