23. Oktober 2012
Kanzleialltag

Inside CMS III – Von Schaumschlägern und Einheitsjuristen

Er war plötzlich weg, einfach so. Zahlreiche Mitarbeiter in unserem Stuttgarter Büro plagte schlagartig der Trennungsschmerz, denn sie vermissten ihn sehr. Assistentinnen und Anwälte, Referendare und Verwaltungsmitarbeiter, Alt und Jung, Frau und Mann, alle waren gleichermaßen betroffen. Dabei hatte die Geschichte ganz harmlos begonnen.

Es war einmal vor langer Zeit…

Zunächst war es nur ein Gerücht, das durch die Gänge und Büros waberte wie der Geruch frisch gebrühten Kaffees: „Schon gehört? Wir bekommen eine neue Kaffeemaschine!“ Gespannte Vorfreude über mehrere Wochen. Plötzlich wurde „die Neue“ offiziell per E-Mail groß angekündigt. Und „die Alte“ alsbald in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet, nach – so wurde mitgeteilt – knapp 350.000 Brühvorgängen, Respekt!

Allenfalls im Stillen wurden ihr ein paar Tränen nachgeweint, war sie doch zuletzt für manchen Kollegen eher ein „siedende Milchwölkchen speiendes, zischendes Monstrum″. Spätestens nach dem ersten Blick auf die neue Maschine waren aber auch diese Tränen schnell getrocknet. Blitzblankes Metall, eine optisch stimulierende Wechselbeleuchtung – das Auge trinkt schließlich mit – und erst die Angebotspalette: Espresso, Cappuccino, Latte Macchiato, Milchkaffee, Café Crème, Heiße Schokolade und – ganz neu – Chociatto, ein Traum!

Der Mensch weiß erst, was er hatte, wenn er es nicht mehr hat? – Stimmt!

Doch etwas fehlte dem neuen Gerät, das wurde schnell klar. Kleine Ursache, große Wirkung – in der Kanzlei fing es an zu brodeln. Zigmal täglich folgender Dialog so oder so ähnlich: „Und, wie findest Du die neue Kaffeemaschine?“ – „Toll! Aber sie hat leider keinen…“ – Ja unglaublich! Was konnte denn dieser Maschine überhaupt noch fehlen? Eine Taste für Hühnerbrühe etwa!? Oder ein WLAN-Anschluss!? Nein, es fehlte ihr der allenthalben offenbar heiß und innig geliebte – „…Milchschaumknopf!“.

Bei der alten Kaffeemaschine konnte man sein koffeinhaltiges Heißgetränk nämlich mit einer selbst dosierten Menge Milchschaum dem individuellen Geschmack anpassen. Bei der neuen Maschine: Fehlanzeige! Zahlreiche Genießer waren daher ein wenig betrübt: Kaum mehr Freiraum für die individuelle Entfaltung in der „Coffee Lounge“. Man war zum uniformen Kaffee-Konsum geradezu verdammt, Einheitsplörre für den Einheitsjuristen.

Allen Leuten recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann? – Stimmt nicht!

Nach einiger Zeit kamen die Hintergründe so langsam ans Tageslicht. Die neue Maschine könnte grundsätzlich schon einen Milchschaumknopf haben; indes habe man auf einen solchen zu Gunsten der Chociatto-Taste verzichtet, die Tastenanzahl sei limitiert. Mit einem Mal hieß es also Schaumschläger gegen die Liebhaber des gepflegten Schoko-Kaffee-Gemischs.

Was soll man sagen – es war ein kurzer Prozess. Die Individualisten bzw. Milchschaumliebhaber waren in der überwältigenden Mehrzahl. Der Chociatto wurde kurzerhand wieder abgeschafft und die neue Maschine bekam auch einen Milchschaumknopf. Ein Sieg auf ganzer Linie, übrigens ohne Verlierer. Denn auch die Chociatto-Freunde waren zufrieden; sie können sich ihr Lieblingsgetränk mit Hilfe zweier Tasten („Heiße Schokolade“ und „Espresso“) weiterhin zubereiten.

Scheiden bringt Leiden, Wiederkehr Freuden? – Könnte stimmen!?

In unserer Stuttgarter „Coffee Lounge“ herrscht seither wieder business as usual: Die neue Kaffeemaschine zaubert – wenn sie nicht schon wieder gewartet werden muss – täglich neben zahlreichen Heißgetränken auch unzählige individuell dosierte Milchwölkchen in die Tassen rundum zufriedener Mitarbeiter.

Die Erinnerungen an die alte Maschine werden bald schon gänzlich verwehen. Doch welch ein Glück: er ist wieder da!

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