Schon seit einiger Zeit lässt sich beobachten, dass sich mittelständische Unternehmen zunehmend für alternative Finanzierungsformen interessieren. Eine Alternative zum Bankkredit ist beispielsweise die Emission von Mittelstandsanleihen.
Steiniger Weg zum Bankkredit?
Zwar ist die gefürchtete Kreditklemme für den deutschen Mittelstand bislang glücklicherweise ausgeblieben. Dennoch: Als Reaktion auf die Finanzkrise steigen die regulatorischen Anforderungen an Banken, was dazu führen wird, dass sie ihre Kreditvolumina weiter zurückfahren werden. Die steigenden Anforderungen durch Basel III werden weitere Hürden mit sich bringen.
Alternative: Mittelstandsanleihen
Der Bereich wurde im Jahr 2010 von der Stuttgarter Börse mit ihrem speziell für Mittelstandsanleihen begründeten Börsensegment Bondm aus der Taufe gehoben. Inzwischen bestehen an den meisten deutschen Wertpapierbörsen vergleichbare Segmente, wie der Entry Standard für Anleihen der Frankfurter Wertpapierbörse und der mittelstandsmarkt der Düsseldorfer Wertpapierbörse.
Diese Mittelstandssegmente erfreuen sich ungebrochener Beliebtheit. Seit Monaten vergeht kaum eine Woche, ohne dass einer oder mehrere Emittenten ihre Pläne bekanntgeben, eine Mittelstandsanleihe zu platzieren. Mittelstandsanleihen haben in der Regel ein Volumen zwischen zehn und 150 Millionen Euro.
Notwendige Vorbereitungen
Die Transaktion bedarf einer vergleichsweise intensiven Vorbereitung, weil unter anderem ein Wertpapierprospekt zu erstellen und durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht zu billigen ist. Zudem muss eine Ratingagentur beauftragt werden, einen Ratingbericht zu erstellen.
Zu guter Letzt stellt der Emittent in zahlreichen Terminen bei institutionellen Anlegern das Unternehmen und die Anleihe vor. Daneben werden Mittelstandsanleihen in erheblichem Umfang über ein öffentliches Angebot bei Privatanlegern platziert. Die Vorbereitungszeit ist mit einem Zeitraum von mindestens vier Monaten anzusetzen.
Pflichten und Kosten
Aus der Börsennotierung folgen laufende Publizitätsverpflichtungen: Der Emittent hat während der Laufzeit der Anleihe einen Jahres- und Halbjahresabschluss zu veröffentlichen sowie über wesentliche Ereignisse zu berichten. Der Emittent hat außerdem dafür zu sorgen, dass das Kreditrating jährlich aktualisiert wird.
Aus der erforderlichen Beauftragung einer Ratingagentur, von Rechtsanwälten und Wirtschaftsprüfern und, sofern keine Eigenemission erfolgt, einer emissionsbegleitenden Bank resultieren vergleichsweise hohe Kosten, die die Emission einer Mittelstandsanleihe erst ab einem gewissen Mindestvolumen attraktiv werden lassen.
Pro und Contra Mittelstandsanleihe
Aus Sicht des emittierenden Unternehmens bestehen die Vorteile der Finanzierung über eine Mittelstandsanleihe gegenüber dem klassischen Bankdarlehen in der bestehenden Planungssicherheit, der Diversifizierung der Finanzierungsstruktur und der Tatsache, dass die Anleihen meist unbesichert begeben werden können. Außerdem sind die Anleihebedingungen bezogen auf Kündigungs- und Kontrollrechte weit weniger restriktiv als Bankdarlehensverträge.
Dafür ist die Verzinsung in der Regel höher als beim Bankdarlehen. Und: Die Finanzierungssicherheit tritt erst am Ende der Transaktion ein, wenn die Platzierung gelungen ist. Bis dahin besteht das Risiko, dass den nicht unerheblichen Vorbereitungskosten am Ende kein Finanzierungserfolg gegenübersteht.
Die Finanzierung über Schuldscheindarlehen haben wir in unserem letzten Update Banking und Finance bereits näher vorgestellt.
Ein interessanter Beitrag. Meiner Meinung nach aber etwas zu holzschnittartig. Denn: Kein Emittent einer Mittelstandsanleihe ist verpflichtet, diese an einer Börse zu platzieren. Ob ein entsprechender Verzicht sinnvoll ist, ist eine andere Frage. Aber mit einem entsprechenden Verzicht fallen etliche Verpflichtungen weg (Berichtspflicht, Rating …). Und ich kenne auch Kleinunternehmen, bei denen das Volumen der Anleihe so niedrig ist, dass nicht einmal der Wertpapierprospekt zwingend ist. Gerade in den Bereichen Lebensmittel und Fußball werden Anleihen oft überwiegend von Kleinanlegern erworben, die vom emittierenden Unternehmen so begeistert sind, dass die Risikoprüfung der Anlage nicht ernsthaft erfolgt oder unterbleibt.
Ja danke für den Beitrag! Dazu noch darüber: Basel III wirft seine Schatten voraus und der deutsche Mittelstand sucht trotz historisch niedriger Zinsen zunehmend nach Alternativen zum Bankkredit. Gerade kleine Mittelständler haben dabei oft mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Quelle: http://www.marktundmittelstand.de/nachrichten/finanzierung/mittelstand-sucht-alternativen-zum-kredit/
Die Mittelstandsanleihe ist sehr beliebt und lockt natürlich sehr stark durch die hohe Rendite. Doch es muss jedem Anleger bewusst sein, dass diese hohe Rendite natürlich auch ein sehr hohes Risiko mit sich bringt. Denn der Anleger bekommt keine Garantie, dass der Emittent nicht insolvent wird. Genau dieses Problem haben konnten wir in letzter Zeit zu häufig beobachten. Ich verfolge dieses Thema der Mittelstandsanleihe mit viel Interesse und finde gute Artikel wies diesen oft bei Finance Magazin. Für Interessenten hinterlasse ich hier mal ein Link: http://www.finance-magazin.de/themen/mittelstandsanleihen/
Wir haben inzwischen etwa 17 Emittenten die Insolvenz anmelden mussten, bei denen Anleger natürlich starke Verluste hinnehmen mussten. Ich will nicht sagen, dass man die Finger von Mittelstandsanleihen lassen soll. Es ist nur wichtig, sich dem Risiko bewusst zu sein und vor der Anlage eine gute Recherche durchzuführen.
Gruß