16. August 2013
Banking & Finance Service

Die Finanzierung per Mittelstandsanleihen

Schon seit einiger Zeit lässt sich beobachten, dass sich mittelständische Unternehmen zunehmend für alternative Finanzierungsformen interessieren. Eine Alternative zum Bankkredit ist beispielsweise die Emission von Mittelstandsanleihen.

Steiniger Weg zum Bankkredit?

Zwar ist die gefürchtete Kreditklemme für den deutschen Mittelstand bislang glücklicherweise ausgeblieben. Dennoch: Als Reaktion auf die Finanzkrise steigen die regulatorischen Anforderungen an Banken, was dazu führen wird, dass sie ihre Kreditvolumina weiter zurückfahren werden. Die steigenden Anforderungen durch Basel III werden weitere Hürden mit sich bringen.

Alternative: Mittelstandsanleihen

Der Bereich wurde im Jahr 2010 von der Stuttgarter Börse mit ihrem speziell für Mittelstandsanleihen begründeten Börsensegment Bondm aus der Taufe gehoben. Inzwischen bestehen an den meisten deutschen Wertpapierbörsen vergleichbare Segmente, wie der Entry Standard für Anleihen der Frankfurter Wertpapierbörse und der mittelstandsmarkt der Düsseldorfer Wertpapierbörse.

Diese Mittelstandssegmente erfreuen sich ungebrochener Beliebtheit. Seit Monaten vergeht kaum eine Woche, ohne dass einer oder mehrere Emittenten ihre Pläne bekanntgeben, eine Mittelstandsanleihe zu platzieren. Mittelstandsanleihen haben in der Regel ein Volumen zwischen zehn und 150 Millionen Euro.

Notwendige Vorbereitungen

Die Transaktion bedarf einer vergleichsweise intensiven Vorbereitung, weil unter anderem ein Wertpapierprospekt zu erstellen und durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht zu billigen ist. Zudem muss eine Ratingagentur beauftragt werden, einen Ratingbericht zu erstellen.

Zu guter Letzt stellt der Emittent in zahlreichen Terminen bei institutionellen Anlegern das Unternehmen und die Anleihe vor. Daneben werden Mittelstandsanleihen in erheblichem Umfang über ein öffentliches Angebot bei Privatanlegern platziert. Die Vorbereitungszeit ist mit einem Zeitraum von mindestens vier Monaten anzusetzen.

Pflichten und Kosten

Aus der Börsennotierung folgen laufende Publizitätsverpflichtungen: Der Emittent hat während der Laufzeit der Anleihe einen Jahres- und Halbjahresabschluss zu veröffentlichen sowie über wesentliche Ereignisse zu berichten. Der Emittent hat außerdem dafür zu sorgen, dass das Kreditrating jährlich aktualisiert wird.

Aus der erforderlichen Beauftragung einer Ratingagentur, von Rechtsanwälten und Wirtschaftsprüfern und, sofern keine Eigenemission erfolgt, einer emissionsbegleitenden Bank resultieren vergleichsweise hohe Kosten, die die Emission einer Mittelstandsanleihe erst ab einem gewissen Mindestvolumen attraktiv werden lassen.

Pro und Contra Mittelstandsanleihe

Aus Sicht des emittierenden Unternehmens bestehen die Vorteile der Finanzierung über eine Mittelstandsanleihe gegenüber dem klassischen Bankdarlehen in der bestehenden Planungssicherheit, der Diversifizierung der Finanzierungsstruktur und der Tatsache, dass die Anleihen meist unbesichert begeben werden können. Außerdem sind die Anleihebedingungen bezogen auf Kündigungs- und Kontrollrechte weit weniger restriktiv als Bankdarlehensverträge.

Dafür ist die Verzinsung in der Regel höher als beim Bankdarlehen. Und: Die Finanzierungssicherheit tritt erst am Ende der Transaktion ein, wenn die Platzierung gelungen ist. Bis dahin besteht das Risiko, dass den nicht unerheblichen Vorbereitungskosten am Ende kein Finanzierungserfolg gegenübersteht.

 

Die Finanzierung über Schuldscheindarlehen haben wir in unserem letzten Update Banking und Finance bereits näher vorgestellt.

Tags: alternative Finanzierungsquellen Anleihe Emission Mittelstandsanleihe Mittelstandssegment