20. Februar 2019
Venture Capital Investor
Venture Capital

Die verschiedenen Arten von Venture Capital Investoren

Jeder Investorentyp hat seine Besonderheiten und eignet sich daher für bestimmte Investitionen – das gilt auch im Venture Capital.

Im Venture Capital gibt es verschiedene Arten von Investoren, die sich insbesondere nach der Phase des Investments, dem Investitionsvolumen und der strategischen Ausrichtung ihrer Beteiligung unterscheiden. Alle Venture Capital Investoren (Wagniskapitalgeber) haben dabei gemeinsam, dass sie sich mit Eigenkapital an einem Start-up oder Wachstumsunternehmen beteiligen und damit sowohl an dessen wirtschaftlichen Erfolg als auch an dessen Verlusten, bis hin zum Totalverlust, partizipieren.

Aufgrund dieses bei Venture Capital Investments typischerweise hohen Verlustrisikos, handelt es sich vorwiegend um Investoren, die sich auf Venture Capital Beteiligungen spezialisiert haben und in diesem Bereich eine gewisse Erfahrung und Expertise mitbringen. Dennoch locken die dem hohen Verlustrisiko gegenüberstehenden, ebenso hohen Renditechancen und das meist innovative und technologiegetriebene Marktumfeld ganz unterschiedliche Typen von Investoren.

Business Angels als Venture Capital Investoren

Schon in der Frühphase (Seed-Phase oder Early Stage-Phase) reichen Gründern die eigenen oder von Freunden und Familie zur Verfügung gestellten Finanzmittel oft nicht mehr aus und eine Bankenfinanzierung kommt mangels Sicherheiten nicht in Betracht. In dieser Phase geben häufig sogenannte Business Angels dem jungen Unternehmen eine Finanzspritze und stehen dem Gründerteam mit Rat und Tat zur Seite.

Business Angels sind dabei meist ehemalige Gründer oder Unternehmer, die ihr durch den Verkauf des eigenen Unternehmens oder die frühere Tätigkeit erworbenes Privatvermögen reinvestieren wollen und das junge Unternehmen durch ihre Managementerfahrung und ihre persönlichen Kontakte aktiv unterstützen.

Die frühe Investitionsphase verschafft den Business Angels in der Regel günstige Einstiegskonditionen, sie bringt jedoch auch ein hohes Maß an persönlichem Aufwand und an Ungewissheit bezüglich der Erfolgs- und Wachstumsaussichten des Unternehmens mit sich.

Venture Capital Gesellschaften

Der hohe Aufwand und die Unsicherheit in einem so frühen Stadium machen eine Investition zumindest in der Seed-Phase für die zweite Gruppe der Venture Capital Gesellschaften (VC-Gesellschaften) oftmals uninteressant.

Venture Capital Gesellschaften investieren meist in der Early Stage- oder der Expansion Stage-Phase und bringen neben ihrem Kapital auch ihr Netzwerk, ihr Know-how und ihre Reputation in das junge Unternehmen ein. Viele dieser Investoren agieren daher branchengebunden. Venture Capital Gesellschaften untergliedern sich wiederum in Finanzinvestoren und in strategische Investoren, wobei es sich weit überwiegend um Finanzinvestoren handelt.

Venture Capital Gesellschaften: Finanzinvestoren

Als Finanzinvestoren gelten diejenigen Investoren, die den Wert ihres Unternehmensanteils innerhalb eines Anlagezeitraums von ca. 3 bis 5 Jahren vermehren und schließlich beim Exit durch den Verkauf der Beteiligung (trade sale) oder den Börsengang des Unternehmens (IPO) realisieren wollen. Sie streben daher regelmäßig keine Mehrheitsbeteiligung oder Übernahme des Managements des Unternehmens an, verlangen jedoch gewisse Informations-, Kontroll- und Mitspracherechte durch Anpassung der Unternehmensführung (Corporate Governance).

Viele dieser Finanzinvestoren sind als Fonds ausgestaltet und investieren das Kapital ihrer Anleger, um eine möglichst hohe Rendite zu erzielen. Ihr persönliches Engagement innerhalb des Unternehmens ist aufgrund ihres rein finanziellen Interesses meist nicht so umfangreich wie das eines Business Angels oder eines strategischen Investors und lässt dem Management weitgehend freie Hand.

Venture Capital Gesellschaften: Strategische Investoren

Demgegenüber sind für strategische Investoren neben der finanziellen Komponente vor allem auch strategische Überlegungen entscheidend. Unter strategischen Investoren versteht man Unternehmen, die sich von der Beteiligung an dem Start-up oder Wachstumsunternehmen einen Zugang zu dessen Technologien und Know-how, die Absicherung oder Öffnung von Vertriebskanälen oder sonstige Synergieeffekte für das eigene Unternehmen versprechen.

Darunter fällt auch das sogenannte Corporate Venture Capital. Konzerne, die oft als „schwerfällige Tanker″ gelten, nutzen dabei junge Unternehmen als „Schnellboote″ für die Entwicklung neuer Technologien („Window on Technology″), neuer Produkte oder neuer Märkte, um dem ständigen Innovationszwang gerecht zu werden und nicht einer Disruption ihres Geschäftsmodells zum Opfer zu fallen.

Die Kooperation mit einem strategischen Investor kann zu einem gegenseitigen Technologie- und Know-how-Transfer führen, der für ein Start-up sehr fruchtbar sein kann. Sie birgt aber auch das Risiko einer Bevormundung durch den Investor und ein Konfliktpotenzial bezüglich höherrangiger Konzerninteressen.

Inkubatoren, Acceleratoren und Company Builder als Start-up-Schmieden

Eine besondere Form des strategischen Investments stellen Inkubatoren oder Acceleratoren dar, die sich an Start-ups im Frühstadium richten und diesen neben der Zurverfügungstellung von Eigenkapital und Arbeitsräumen auch durch Beratungs- und Betreuungsleistungen bei der Entwicklung des Geschäftsmodells helfen. Davon abzugrenzen sind wiederum sogenannte Company Builder, die überwiegend anhand eigener Geschäftsideen und mit internen Teams reihenweise Start-ups hochziehen.

Die professionellen Strukturen einer dieser „Start-up-Schmieden″ kann für ein junges Unternehmen einen kräftigen Wachstumsschub bedeuten. Ein Nachteil ist jedoch, dass die Gründer meist schon früh einen Großteil ihrer Anteile abgeben müssen und in eine wirtschaftliche und tatsächliche Abhängigkeit zu ihrem Inkubator, Accelerator oder Company Builder geraten können.

Family Offices suchen langfristige Beteiligungen

Auch Family Offices sind häufig als Venture Capital Investoren aktiv. Ähnlich wie bei Finanzinvestoren steht bei der Investmententscheidung von Family Offices grundsätzlich das Renditepotenzial eines Start-ups oder Wachstumsunternehmens im Vordergrund. Allerdings können auch strategische Überlegungen hinsichtlich des Familienunternehmens eine Rolle spielen.

Zudem haben Family Offices – ebenso wie strategische Investoren – in der Regel einen längeren Anlagehorizont als Finanzinvestoren und zielen nicht auf einen schnellen Exit ab, sondern behalten ihre Beteiligungen über einen längeren Zeitraum hinweg. Das lässt sich damit erklären, dass Family Offices eigenes Geld investieren und nicht unter dem Druck von Anlegern stehen, kurzfristige Renditen einfahren zu müssen.

Auch staatliche Venture Capital Investoren am Markt beteiligt

Neben den öffentlich-rechtlichen Förderungen durch Gründerhilfe und Gründerpreise gibt es auch staatlich geförderte Venture Capital Fonds, die insbesondere für technologiebasierte Start-ups und Wachstumsunternehmen Eigenkapital gegen Gewährung einer Unternehmensbeteiligung zur Verfügung stellen. Dabei sind vor allem der High-Tech Gründerfonds, der Coparion Fonds, die KfW Capital und die Förderbanken einzelner Bundesländer zu nennen.

Crowdinvesting und ICO

Eine weitere Finanzierungsmöglichkeit im Venture Capital ist die Schwarmfinanzierung (Crowdinvesting) oder die Ausgabe von Blockchain-basierten Token (ICO). Solche Finanzierungsprogramme sind im Rahmen kapitalmarktrechtlicher Grenzen grundsätzlich frei gestaltbar und zielen darauf ab, eine Vielzahl von Kleininvestoren gegen die Gewährung virtueller Gewinnbeteiligungen oder Konsumvorteile zu gewinnen.

Unterschiedliche Investitionsvolumina der Venture Capital Investoren

Oftmals sind junge Unternehmen bei der Auswahl eines Venture Capital Investors jedoch durch die Höhe ihres Finanzierungsbedarfs eingeschränkt. Insbesondere Business Angels, staatliche Venture Capital Investoren und Crowdinvesting generieren meist nur geringere Investmentvolumen, wohingegen Family Offices abhängig von ihrer Größe und Finanzkraft in mittelgroßen Investmentregionen anzusiedeln sind. Größere Finanzierungsrunden lassen sich hingegen meist nur mithilfe von Venture Capital oder Private Equity Gesellschaften stemmen.

Wahl des richtigen Venture Capital Investors hängt von Zeitpunkt, Umfang und strategischer Ausrichtung ab

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass sich ganz unterschiedliche Typen von Investoren auf dem Venture Capital Markt tummeln und der jeweilige Venture Capital Investor und das junge Unternehmen je nach Zeitpunkt und Umfang der Investition sowie nach ihrer strategischen Ausrichtung wechselseitig zueinander passen müssen. Dabei muss auch die Zusammensetzung innerhalb des Investorenkreises stimmen, damit strategische Entscheidungen nicht durch interne Grabenkämpfe blockiert werden.

Umgekehrt können junge Unternehmen auch von einer gewissen Kontroverse und unterschiedlichen Venture Capital Investoren mit verschiedenen Kompetenzen profitieren. So oder so kann die Wahl der richtigen Venture Capital Investoren den weiteren Werdegang eines jungen Unternehmens entscheidend verändern – Drum prüfe, wer sich ewig bindet.

Dies ist ein Beitrag aus unserer Blogserie „Venture Capital Basics. Weitere Beiträge folgen.

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