26. Juli 2023
Workplace Culture
Arbeitsrecht

Workplace Culture – eine Frage der Unternehmenshaltung

„Workplace Culture“ wird aufgrund der rasanten Weiterentwicklung unserer Arbeitswelt immer wichtiger. Was ist hiermit gemeint und wie können Unternehmen dies nutzen?

Was einen Arbeitgeber* einzigartig macht, ist die Summe seiner Werte, Traditionen, Überzeugungen, Einstellungen und Verhaltensweisen: die sogenannte Arbeitsplatzkultur. Eine positive Arbeitsplatzkultur spricht Talente an, fördert Engagement, hat Einfluss auf die Stimmung der Arbeitnehmer, deren Zufriedenheit, Loyalität und Produktivität. Was für das eine Unternehmen gut funktioniert und sinnstiftend ist, muss es für das andere noch lange nicht sein. 

Die Werte, für die ein Unternehmen steht, die gelebt und verkörpert werden, mit anderen Worten: die Art und Weise, wie „die Dinge im Haus erledigt werden“, variieren stark – nicht nur zwischen verschiedenen Unternehmen, sondern auch innerhalb derselben Organisation. Das führt dazu, dass die „Workplace Culture“ in jedem Unternehmen individuell ist und auch sein muss, da diese durch unterschiedliche Menschen geprägt wird.

Vorteile einer guten Arbeitsplatzkultur

Eine positive Arbeitsplatzkultur sorgt für eine angenehme Arbeitsatmosphäre, unterstützt das Wohlbefinden der Arbeitnehmer und motiviert sie, so dass auch die Teambildung und Teamarbeit gestärkt werden. Sie dient auch dazu, den Arbeitnehmern ein Gefühl zu vermitteln, ihre Meinung vertreten zu dürfen und Fragen stellen zu können, und so eine Verbundenheit zu erzeugen. Ein Unternehmen, das für ein positives Arbeitsumfeld bekannt ist, wird zugleich auch beliebter bei den Arbeitsuchenden.

Laut einer McKinsey Umfrage hat eine positive Arbeitsplatzkultur auch Auswirkungen auf die Rendite der Unternehmen. Diese seien bei Unternehmen, deren Kultur sich im obersten Viertel (gemessen am Organizational Health Index von McKinsey) der befragten Unternehmen bewegt, um 60 % höher als bei Unternehmen, die sich im Durchschnitt befinden und um 200 % höher als bei Unternehmen im untersten Viertel.

Eine andere Studie von Deloitte hat zudem insbesondere ergeben, dass 94 % der Führungskräfte und 88 % der Arbeitnehmer eine ausgeprägte Arbeitsplatzkultur für den Geschäftserfolg für unerlässlich halten.

Wie wirkt sich die Unternehmensphilosophie in Bezug auf die „Workplace Culture“ aus?

Durch die Herstellung einer stabilen Unternehmensphilosophie, mit der sich die Arbeitnehmer identifizieren können, wird ein konstante und positive Arbeitsplatzkultur geschaffen. Wichtig ist die Herstellung von gemeinsamen Werten, wie Respekt, Fairness und Einfühlungsvermögen. Die Vermittlung, dass jeder Einzelne relevant für das Unternehmen ist, ist entscheidend. Dies wird insbesondere durch Kommunikation gesichert, die offen und ehrlich („emotionale Offenheit“) erfolgen sollte. Nur so kann psychologische Sicherheit geboten werden.

Welchen Einfluss hat die Gestaltung der Arbeitsumgebung?

Möglichkeiten zur sozialen Interaktion zum Beispiel durch einen gemeinsamen Kaffee am Morgen, Teamausflüge, Zurverfügungstellung von Tageszeitungen- und /oder Wochenzeitungen usw. unterstützen das Wohlbefinden der Arbeitnehmer. Gerade im Hinblick auf physische, psychische und emotionale Gesundheit bildet die Herstellung einer sicheren und positiven Arbeitsatmosphäre einen zentralen Punkt. Insbesondere das Angebot von Sportaktivitäten wirkt sich positiv auf das Befinden der Belegschaft aus. Auch Belohnung und Anerkennung zum Beispiel durch das Feiern von Dienstjubiläen, Betriebsfeiern/-ausflüge etc. sorgen für ein entspannteres und vor allen Dingen wertschätzendes Arbeitsverhältnis.

Zu „Workplace Culture“ gehört auch eine Feedbackkultur

Durch positives und negatives Feedback für die geleistete Arbeit wird den Arbeitnehmern ermöglicht, ihre Leistung zu steigern und engagiert die Aufgaben für das Unternehmen zu erledigen. Es muss sich dabei um gegenseitiges Feedback handeln, das darauf abzielt, herauszufinden, wie man von seinen Kollegen und Vorgesetzen wahrgenommen wird. So kann man über das eigene Verhalten reflektieren und dieses gegebenenfalls anpassen. Dafür ist es jedoch notwendig, dass gegenseitiger Respekt, Fairness und Sicherheit großgeschrieben werden, damit auch jeder ohne Bedenken ernst gemeintes, ehrliches Feedback geben kann. Insbesondere bei Teamarbeit ist Feedback ein entscheidendes Instrument, um das Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken und gemeinsame Ziele erfolgreich verfolgen zu können.

Welche Rolle spielen Führungspersonen bei der Herstellung einer „Workplace Culture“?

Führungspersonen haben Vorbildfunktion für die Arbeitnehmer und den zwischenmenschlichen Umgang sowie die Arbeitsdynamik. Agiert eine Führungsperson in einer gewissen Art und Weise, passen sich die Teammitglieder diesem Verhalten häufig an. 

Führungspersonen leben somit die Unternehmensorganisation, Struktur und die Arbeitsmoral des Unternehmens vor. Werden diese im Verhalten der Führungsperson deutlich, können sich die Arbeitnehmer daran orientieren. Die Führungsart muss sich daher an den aktuellen Werten des Unternehmens orientieren und mit ihnen weiterentwickeln.

Die zukünftige Bedeutung und Entwicklung von „Workplace Culture“

Beeinflusst wird die Arbeitswelt durch die stärker werdenden Verknüpfungen zwischen den Ländern weltweit, durch soziale Normen und Werte sowie auch Ideale, die dem Wandel der Zeit unterliegen. Aktuell liegt die größte Herausforderung darin, persönliche Nähe in einer Zeit zu schaffen, in der sich die Arbeit und damit auch der menschliche Kontaktpunkt räumlich auseinander bewegt.

Viele Büros stehen zumindest teilweise leer. IT-Plattformen wie Teams und Zoom erscheinen unerlässlich für eine kommunikative Zusammenarbeit. Trotz der dadurch geschaffenen Flexibilität führt der sich zunehmend verstärkende digitale Arbeitsanteil dazu, dass eine persönliche Zusammenarbeit und die Schaffung von Zusammenhalt erschwert werden. Vor diesem Hintergrund wird es zunehmend wichtig, die Arbeitsplätze vor Ort besonders attraktiv zu gestalten, so dass die Arbeitnehmer motiviert werden, gerne innerhalb der Büroräume zu arbeiten und sich dort mit ihren Arbeitskolleginnen und -kollegen auszutauschen.

Ein anderer Grund dafür, dass das Stichwort „Workplace Culture“ immer mehr an Relevanz gewinnt, ist die alternde Gesellschaft im Zusammenhang mit der Herausforderung des Fachkräftemangels bzw. sogar Arbeitskräftemangels. Es ist daher Aufgabe des Unternehmens, für die ältere Generation Anreize zu schaffen, länger zu arbeiten. Nur so kann dem bereits aktiven und noch drohenden Arbeitskräftemangel entgegengewirkt werden. Gerade Punkte wie Arbeitszeitflexibilität werden dann immer relevanter.

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* Gemeint sind Personen jeder Geschlechtsidentität. Um der leichteren Lesbarkeit willen wird im Beitrag die grammatikalisch männliche Form verwendet.

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