Erhalten Sie einen Überblick über die KI-Maßnahmen der EU-Kommission im Arbeitsprogramm 2025 und in dem am 9. April vorgestellten AI Continent Action Plan.
Die EU hat die Relevanz von Künstlicher Intelligenz (KI) längst erkannt und ergreift eine Vielzahl von Maßnahmen. Ziel der EU-Kommission ist es, Europa zu einem KI-Kontinent zu machen und bei KI-Innovationen weltweit eine Führungsrolle zu übernehmen. Am 29. Januar 2025 hat die EU-Kommission ihren „Kompass zur Wettbewerbsfähigkeit“ vorgestellt, in dem sie einen Zeitplan für die wirtschaftspolitischen Prioritäten der nächsten fünf Jahre aufstellt. Außerdem hat die EU-Kommission am 11. Februar 2025 ihr Arbeitsprogramm 2025 angenommen und listet darin auf, welche Maßnahmen in diesem Jahr ergriffen werden sollen. Hierzu hat die Kommission im Anschluss an ihre Politischen Richtlinien 2024 – 2029 unter anderem angekündigt, die Pläne zu einer KI-Haftungsrichtlinie fallen lassen zu wollen.
Zudem hat die EU-Kommission am 9. April 2025 den AI Continent Action Plan veröffentlicht. Diese aktuellen KI-Pläne der EU-Kommission sind im Zusammenhang mit den kürzlich auf dem Artificial Intelligence (AI) Action Summit in Paris angekündigten Investitionsinitiative „InvestAI“ der EU-Kommission in KI in Höhe von EUR 200 Mrd. zu sehen. Abschießend werfen wir auch einen Blick auf das zentrale EU-Förderprogramm „Digital Europe“, das die finanzielle Grundlage für viele der im Kompass zur Wettbewerbsfähigkeit und dem Arbeitsprogramm verankerten KI-Initiativen liefert.
KI im EU-Arbeitsprogramm 2025 und im EU-Wettbewerbskompass
AI Factories Initiative als Teil des AI Continent Action Plans noch in Q1
Teil des AI Continent Action Plans ist unter anderem die AI Factories Initiative. Sie zielt darauf ab, die Vorteile von Aggregations- und Netzwerkeffekten auf EU-Ebene zu nutzen, und baut auf dem bestehenden Netzwerk von EuroHPC-Supercomputern auf (European High Performance Computing Joint Undertaking [EuroHPC]). Um Europas Rechenleistung zu steigern, soll ein Netzwerk von AI Factories etabliert werden. Die AI Factories sollen Start-ups, Forschern* sowie der Industrie zugänglich gemacht werden, damit diese ihre KI-Modelle trainieren, entwickeln und verbessern können. 13 dieser Fabriken sind bereits im Einsatz (u.a. in Deutschland, Italien und Spanien, vgl. S. 6 im Aktionsplan). Ziel ist der Aufbau vertrauenswürdiger und moderner generativer KI-Modelle. Die AI Factories wurden von der Kommission als Priorität eingestuft. Der EU-Kompass zur Wettbewerbsfähigkeit und das Arbeitsprogramm der EU-Kommission hatten die AI Factories Initiative und den AI Continent Action Plan noch für das erste Quartal in 2025 eingeplant.
Mit der EU Quantum Strategy zu einer führenden Position Europas in der Quantentechnologie?
Aufgrund der engen Verbindung von KI zu der Quantentechnologie, ist zudem Ziel der EU, auch auf diesem Gebiet eine führende Position einzunehmen. Im EU-Kompass erkennt die Kommission an, dass Quantentechnologien digitale Verschlüsselungssysteme revolutionieren, welche die Grundlage für derzeitige Sicherheits- und Verteidigungskommunikation, Gesundheitsscans und Arzneimittelforschung sowie für Business-Transaktionen bilden.
Die Quantum Strategy und ein Quantum Act sollen auf dem Chips Act aufbauen, die regulatorische Fragmentierung beseitigen sowie EU- und nationale Programme aufeinander abstimmen. Außerdem sind Investitionen in eine europaweite Quantencomputer-, Kommunikations- und Sensorinfrastruktur geplant. Die Umsetzung der EU Quantenstrategie sieht der EU-Kompass für zweite Quartal in 2025 vor, während der Quantum Act für das vierte Quartal dieses Jahres terminiert ist.
Die Apply AI Strategy im EU-Kompass zur Wettbewerbsfähigkeit
Die Apply AI Strategy setzt sich gemeinsam mit der AI in Science Strategy zum Ziel, neue industrielle Anwendungen von KI in verschiedenen Sektoren wie Fertigung, Automobil, Energie, Robotik, Pharmazie, Luftfahrt, Finanzdienstleistungen sowie im Bereich der öffentlichen Dienstleistungen – etwa im Gesundheitswesen und in der Justiz – zu fördern. Die EU-Kommission will damit bewirken, dass maßgeschneiderte Lösungen zur Anwendung kommen, und weist darauf hin, dass in der EU bisher nur 13,5 % der Unternehmen KI eingeführt haben. Diesem Zustand soll entgegengewirkt werden, sodass der EU-Kompass zur Wettbewerbsfähigkeit und der Aktionsplan dieses Vorhaben für das dritte Quartal 2025 vorsehen.
Im Zuge dessen hat das KI-Büro der EU-Kommission eine öffentliche Konsultation zur Apply AI Strategy gestartet. Rückmeldungen zur öffentlichen Konsultation können bis zum 4. Juni 2025 eingereicht werden.
Ebenfalls in Q3: Die AI in Science Strategy
Die für das dritte Quartal in 2025 eingeplante AI in Science Strategy sieht vor, dass eine Digitalisierung öffentlicher Dienstleistungen und die Integration von KI im öffentlichen Sektor die Wettbewerbsfähigkeit steigern. Eine bessere EU-weite Koordination und Unterstützung dieser KI-Anwendungsfälle könnte laut dem Kompass durch ein sog. „CERN für KI“ sichergestellt werden. Hiermit im Zusammenhang stehen auch die im Februar auf dem KI Summit angekündigten Investitionen „InvestAI“ der EU-Kommission in KI, da EUR 20 Mrd. der EUR 200 Mrd. für KI-Gigafabriken vorgesehen sind.
Der Kompass sieht vor, dass der Europäische Forschungsrat und der Europäische Innovationsrat in ihren jeweiligen Bereichen entlang derselben strategischen Interessen operieren und enger zusammenarbeiten.
Data Union Strategy für einen sicheren Datenaustausch
Eng mit KI verknüpft ist auch die Data Union Strategy, die der Kompass für das dritte Quartal in 2025 vorsieht. Aufgrund der Notwendigkeit der Verfügbarkeit großer und qualitativ hochwertiger Datenmengen für die KI-Entwicklung soll die EU-Kommission noch im Jahr 2025 eine Data Union Strategy vorschlagen, um den sicheren Austausch privater und öffentlicher Daten im Sinne eines Binnenmarktes für Daten zu verbessern und zu erleichtern. Mit dem Zugang zu Daten steht auch die geplante Einrichtung von Data Labs im Zusammenhang.
Der EU Cloud and AI Development Act
Mit dem Cloud and AI Development Act möchte die Europäische Kommission öffentliche und private Initiativen mobilisieren, um neue, auf das Training sehr großer KI-Modelle spezialisierte KI-Gigafabriken zu etablieren und damit zentrale KI-Ökosysteme in der gesamten EU zu fördern. Gleichzeitig sollen Mindestkriterien für Cloud-Dienste festgelegt werden, die in Europa angeboten werden – insbesondere im Hinblick auf Sicherheit, Interoperabilität und Nachhaltigkeit. Diese Maßnahmen ergänzen die bereits geplante Unterstützung für das Design und die Herstellung fortschrittlicher KI-Chips in Europa. Diese im Digitalen Kompass der EU vorgesehene Maßnahme ist für das vierte Quartal 2025 bis erstes Quartal 2026 geplant.
Im Rahmen der Vorbereitungen für den Gesetzesentwurf hat die Kommission eine öffentliche Konsultation gestartet. Ziel ist es, Meinungen und Perspektiven von Interessenträgern zur Leistungsfähigkeit der EU im Bereich Cloud- und Edge-Computing-Infrastruktur zu sammeln. Die Konsultation läuft noch bis zum 4. Juni 2025. Rückmeldungen können bei der EU Kommission eingereicht werden.
KI Haftungsrichtlinie (vorerst) gescheitert
Zum Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates zur Anpassung der außervertraglichen zivilrechtlichen Haftungsregeln an KI (KI-Haftungsrichtlinie, AI Liability Directive) wird dem Arbeitsprogramm der EU-Kommission zufolge kein absehbares Einvernehmen erwartet. Die Kommission möchte prüfen, ob ein anderer Vorschlag unterbreitet oder ein anderer Ansatz gewählt werden sollte. Hiermit scheint sich die Kommission von dem Ansatz umfassender Regulierung abzuwenden.
Digital Europe Programme – strategisches Rückgrat der EU-KI-Politik
Ergänzend zu den politischen Vorhaben ist das „Digital Europe Programme“ (DIGITAL) das zentrale Finanzierungsinstrument der EU zur Förderung digitaler Schlüsseltechnologien, welches die Europäische Kommission am 28. März 2025 genehmigt hat.
Mit einem Budget von EUR 3,2 Mrd. für die Jahre 2025 bis 2027 werden gezielt Maßnahmen in Bereichen wie KI, Cloud-Infrastrukturen, Cybersicherheit, Halbleiter, digitale Kompetenzen und digitale öffentliche Dienste unterstützt. Das Programm ist ein zentraler Baustein zur Umsetzung des digitalen Wandels und der technologischen Souveränität in Europa.
Zu den konkreten Vorhaben im Rahmen des Programms zählen der Aufbau der zuvor genannten AI Factories, die Etablierung sektoraler europäischer Datenräume (z.B. für Gesundheit, Tourismus oder Fertigung) sowie die Entwicklung einer europäischen digitalen Identitätsarchitektur. Auch vier neue Digital Skills Academies – u.a. für GenAI, Chips und Quantum – sollen gegründet werden. Darüber hinaus sieht das Programm Investitionen in virtuelle Welten, KI-Testumgebungen, generative KI-Anwendungen und Cybersicherheitsinitiativen vor. Damit liefert Digital Europe die technologische und finanzielle Grundlage für viele der im Kompass zur Wettbewerbsfähigkeit und dem Arbeitsprogramm verankerten KI-Initiativen.
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*Gemeint sind Personen jeder Geschlechtsidentität. Um der leichteren Lesbarkeit willen wird im Beitrag die grammatikalisch männliche Form verwendet.