12. April 2012
International

Fußball-WM 2018 – Vor dem Ball rollt schon der Rubel

Ein dickbebrillter Wirtschaftsweiser mit Zeigestock vor einer Kurventafel, auf der die BIP-Kurve Russlands, an einem Fußball klebend, in den rechten oberen Winkel schnellt – so zeichnet eine russische Wirtschaftszeitung die Erwartungen an die übernächste WM. Der Hintergrund: eine Studie, die derzeit herumgereicht wird, sieht eine Auswirkung auf das Brutto-Inlandsprodukt von über 500 Mrd. Rubel (immerhin über 12 Mrd. €). Auf dem Arbeitsmarkt sollen im Zuge der WM über 800.000 neue Stellen entstehen.

Was sich fantastisch anhört, hat durchaus reale Hintergründe. Für die WM müssen – offensichtlich – Stadien gebaut werden. 16 Projekte gibt es derzeit; 13 Stadien sollen es nach der Endauswahl werden. Wert: ca. 4 Mrd. €. Das ist allerdings nur der Anfang, denn die Stadien werden über den gesamten europäischen Teil Russlands (und eventuell mit Jekaterinburg auch darüber hinaus) liegen. Die Mannschaften werden erhebliche Strecken reisen müssen, und mit ihnen die Fans. Die Voraussetzungen dafür sind aber nicht gegeben: Eisenbahnstrecken müssen gebaut, Flughafenkapazitäten erheblich vergrößert und Hotels erst einmal erstellt werden. Die gängigen Schätzungen zum Finanzierungsvolumen schwanken zwischen ca. 60 – 110 Mrd. €.

Beschränkt man sich – um das Thema greifbar zu machen – nur auf den Bau der Sportstätten, ergibt sich aktuell folgendes Bild: Die Städte, die sich als Austragungsstätten bewerben, stehen derzeit im Auswahlwettbewerb. Bis zum Sommer 2012 soll eine Kommission aus FIFA-Funktionären und dem eigens geschaffenen russischen Organisationskomitee die Bewerberstädte besuchen und die Tauglichkeit der Bewerbungen prüfen. Im Herbst soll dann die Auswahl getroffen werden. Dann werden die Spielstätten feststehen. Und dann werden auch die Bauplanungen konkret werden.

Man sollte meinen, Russland kenne das schon: Schließlich wird soeben die Olympiade 2014 in Sotschi vorbereitet. Die Bauprojekte gehen in die Endphase. Aber „Sotschi 2014″ findet an einem einzigen Ort statt. Die WM 2018 wird anders werden.

Für die Vergabe von Stadienprojekten wird es kein einheitliches Verfahren geben. Zwar gilt grundsätzlich das föderale Vergaberecht, solange die öffentliche Hand ausschreibt. Aber die Ausschreibungen finden in verschiedensten Regionen statt, in denen regionale Sonderregeln bestehen. Das heißt: Es gibt nicht nur die eine Vergabestelle (wie eben im Fall „Sotschi″), sondern es gibt für jedes Projekt eine eigene! Die Vergabe wird dazu begleitet von den eigens geschaffenen „Organisationskomitees Russia 2018″, die ebenfalls zentral und lokal organisiert sind. Für den Erfolg bei Ausschreibungen ist damit die Kenntnis sowohl der einschlägigen Vergaberegeln als auch der örtlich maßgeblichen Personen maßgeblich.

Wird ein Projekt privat vergeben, was ebenfalls der Fall sein wird, gelten wiederum andere Regeln, die die ausschreibende Organisation frei bestimmen kann. Gleiches wird für die Vergabe von Einzelgewerken durch den Generalübernehmer gelten.

Fazit: Für die Wirtschaft hat die Fußball-WM 2018 längst begonnen. Am Regelwerk wird noch gefeilt, und überraschende Wendungen sind in Russland immer möglich. Dennoch ist es höchste Zeit, sich über die organisatorischen und administrativen Rahmenbedingungen kundig zu machen, um nicht schon vor dem Anpfiff im Abseits zu stehen.

CMS Moskau ist mit über 90 Anwälten eines der großen internationalen Büros vor Ort. CMS berät Mandanten in allen Bereichen des Wirtschaftsrechts. CMS betont auch in Moskau den europäischen Ansatz: Das Team besteht aus russischen, englischen, französischen und deutschen Anwälten und Steuerberatern, die in der Sprache des Mandanten sowie in Russisch arbeiten. Das deutsche Team ist im German Desk, geleitet von Thomas Heidemann, organisiert. Unseren Mandanten bieten wir deutschsprachige Beratung im russischen Recht durch deutsche und russische Anwälte, die sprachlich und juristisch in beiden Ländern zu Hause sind.

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