Manchmal muss es schnell gehen: Verfahren vor dem Arbeitsgericht unterliegen zwar ohnehin dem Beschleunigungsgrundsatz nach § 9 Abs. 1 ArbGG. Bei einem Einstweiligen Verfügungsverfahren, etwa auf Beschäftigung des Mitarbeiters, ist jedoch eine zusätzliche Beschleunigung angesagt. Ein solches einstweiliges Verfügungsverfahren führte mich nach Bochum.
Eine hinreichende Voranmeldung und Abstimmung für eine Besichtigung des Arbeitsgerichtsgebäudes war in der Kürze der Zeit nicht möglich, so dass wir uns bei den Abbildungen leider ein wenig beschränken müssen.
Das Arbeitsgericht Bochum befindet sich in einem Gebäude am Marienplatz, und wird dort noch einige Zeit bleiben. Denn anders als „ganz schnell“ geht es mit einem geplanten Umzug des Arbeitsgerichts. Das Arbeitsgericht soll zwar hinter der historischen Fassade des ehemaligen Gymnasiums am Ostring gemeinsam mit weiteren Gerichten und Behörden eine neue Heimat finden. Doch nachdem der Architektenwettbewerb schon Ende November 2008 entschieden wurde, der Spatenstich Ende 2012 erfolgte und zunächst von einer Fertigstellung bis Ende 2015 ausgegangen wurde, dürfte sich ein Umzug wegen Beschwerden über das Ausschreibungsverfahren bis ins Frühjahr 2016 verzögern.
Vor dem Gerichtsgebäude sieht es derzeit wüst aus. Um die leerstehende St. Marien-Kirche liegt ein Trümmerfeld. Die Ende des 19. Jahrhunderts erbaute Kirche, die im Krieg zerstört und in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts wieder aufgebaut, Ende des Jahres 2002 aber profaniert wurde, sollte eigentlich bis zum Kulturhauptstadtjahr 2010 in einen Kammermusiksaal umgebaut werden. Das hätte für das Arbeitsgericht einen interessanten Nachbarn bedeutet, ist jedoch nicht umgesetzt worden. Die aktuelle Baustelle soll die Kirche nun jedoch zum Teil eines neu entstehenden „Musikzentrum Bochum“ machen. Die Baustelle ermöglicht einen weitgehend ungehinderten Blick auf das Gerichtsgebäude:
Bei dem Gebäude handelt es sich um einen lang gestreckten Backsteinbau, der an der Nordseite des Marienplatzes zwischen Viktoria- und Humboldtstraße liegt. Da der Marienplatz nach Westen hin abfällt, steigt der Gebäudesockel langsam an. Aus schmalen Kellerfensterschlitzen werden nach und nach größere Durchbrechungen. Allerdings ist es auch die von der Viktoriastraße abgelegenere Gebäudeseite, die mit Graffiti verschönert wurde.
Das durch die geraden Fensterreihen durchbrochene Gebäude wirkt durch den mit Natursteinen umgebenen zentralen Eingang und die nachträglich angebrachten weißen Jalousien eigentlich repräsentativ. Allerdings nimmt das schlichte Satteldach, das man dem Gebäude aufgesetzt hat, einiges von dieser Wirkung.
Die beiden Giebelfassaden zur Viktoria- bzw. Humboldtstraße sind schlicht. An der Viktoriastraße befindet sich der barrierefreie Eingang, an der Humboldtstraße der Übergang in das Nachbargebäude, das vom Arbeitsgericht mitgenutzt wird. Hier haben sich die Sprayer weiter verwirklicht.
Der von Natursteinen umsäumte Haupteingang wird durch drei eingelassene Lampen erhellt. An der linken Seite finden sich noch Spuren einer früheren Beschilderung des in der Vergangenheit als Landesbehördenhaus genutzten Gebäudes.
Diese frühere behördliche Nutzung wird auch im Inneren sichtbar. Lange Flure, von denen die Arbeitszimmer und Gerichtssäle abgehen. Letztere sind auch in dem von 1966 bis 1967 errichteten Erweiterungsbau des Landesbehördenhauses untergebracht. Dieser ist von außen durch die 2006 verputzte Fassade erkennbar. Das Gebäude verfügt nur über drei Etagen, die sich teilweise auf einem anderen Höhenniveau als im Altbau befinden, so dass das alte und das neue Gebäude heute barrierefrei über Rampen verbunden sind.
Die hellgestrichenen Wände im Inneren werden durch die in dunklem Holz gehaltenen Türen unterbrochen. Holz befindet sich auch in den Räumen, sei es Einbauschränke, z. B. im Besprechungsraum für die Parteien oder den Stirnwänden der Säle. Die Tische und Stühle in den Verhandlungssälen sind von schlichter Machart, sie fügen sich dezent in die Gestaltung der 60er Jahre ein, wie auf dieser Innenansicht deutlich wird. Passend hierzu ist die in den Sälen befindliche Wandgarderobe.
Alles in allem ist das Gerichtsgebäude eines der typischen Verwaltungsgebäude für Behörden, die aufgrund ihrer Schlichtheit kaum in den Blick des Betrachters fallen. Dass man sich dennoch Mühe bei deren Errichtung gab, wird an den Details deutlich.
Die Serie widmet sich Deutschlands Arbeitsgerichten – den Gebäuden, ihrer Architektur und der Umgebung.
Hier geht es zum Arbeitsgericht Bremen, die vorhergehenden Teile finden Sie hier: Detmold, Hamburg, Koblenz, Karlsruhe, Darmstadt, Duisburg, Ulm, Stuttgart, Berlin, Ravensburg, München, Saarbrücken, Köln, Siegburg, Frankfurt.
Das Arbeitsgericht Bochum ist mittlerweile umgezogen. Seine aktuelle Adresse ist die Josef-Neuberger-Straße 1, 44787 Bochum.